
© dpa/Roland Weihrauch
Springer verklagt Reichelt : Verlag fordert Millionenabfindung von früherem „Bild“-Chef zurück
Der Springer-Konzern hat den Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt verklagt. Der Verlag will Reichelts Abfindungssumme zurück und darüber hinaus einen sechsstelligen Betrag.
Stand:
Der Medienkonzern Axel Springer hat seinen früheren „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt angezeigt. Ein Springer-Sprecher bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Montag, dass der Konzern gegen Reichelt eine Strafanzeige wegen Betrugs bei der Staatsanwaltschaft Berlin eingereicht habe. Darüber hinaus wollte sich das Unternehmen nicht äußern.
Von der Staatsanwaltschaft Berlin hieß es am frühen Nachmittag, dass noch kein Anzeigeeingang verzeichnet sei. Reichelts Anwalt teilte auf Nachfrage zur Strafanzeige wie auch zu einer am selben Tag bekanntgewordenen Klage des Konzerns gegen Reichelt vor dem Arbeitsgericht mit, eine Klage liege weder seinem Mandanten noch ihm selbst vor.
„Die offenbar gegenüber Medien erfolgte gezielte Verlautbarung einer solchen Klageeinreichung, noch bevor eine Zustellung dieser Klage an meinen Mandanten erfolgt ist, betrachten wir als entlarvenden und zugleich untauglichen Einschüchterungs- und Ablenkungsversuch“, erklärte der Anwalt.
Neben der Strafanzeige verlangt Springer auch Geld von seinem früheren „Bild“-Chefredakteur Reichelt zurück und zieht dazu vor Gericht. Der Fall liegt beim Arbeitsgericht Berlin, wie eine Gerichtssprecherin der dpa bestätigte. Zuvor hatte der „Spiegel“ darüber berichtet.
Die Sprecherin sagte weiter, es gehe bei der Klage um die Rückzahlung einer Abfindung, die beim Weggang Reichelts vereinbart worden sei. Zudem fordere der Konzern auch die Zahlung einer Vertragsstrafe.
Auch Vorwürfe von verletzter Vertraulichkeit
Es handele sich bei der Klage um eine Millionensumme. Sie sei am 20. April bei Gericht eingegangen. Der nächste Schritt sei, einen Gütetermin festzusetzen, hieß es weiter. Ein Springer-Sprecher sagte hierzu: „Zu laufenden juristischen Verfahren äußern wir uns nicht.“
Springer wirft Reichelt offenbar auch vor, gegen „Vereinbarungen zur Vertraulichkeit sowie zur Herausgabe und Löschung interner Daten“ verstoßen zu haben. Er soll sich zudem nicht an ein Abwerbeverbot von Springer-Redakteuren und Mitarbeitern gehalten haben.
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Springer soll sich auf eine „Vertragsstrafenklausel“ berufen und von Reichelt einen Betrag in sechsstelliger Höhe fordern. Ein Sprecher des Konzerns wollte sich nach „Spiegel“-Angaben nicht zu der Klage äußern.
Julian Reichelt war im Oktober 2021 bei seinem Arbeitgeber rausgeworfen worden. Anstoß des Ganzen war ein Artikel in der „New York Times“ gewesen, in dem es um Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegen Reichelt ging. Er wies die Vorwürfe damals zurück und sprach später von einer „Schmutzkampagne“ gegen ihn.
Reichelts Anwalt teilte erst kürzlich mit: Nicht nur gegen Reichelt erhobene Vorwürfe, sondern auch die Durchführung der konzerninternen Untersuchung und der Umgang des Konzerns mit den Vorwürfen und dem Thema Machtmissbrauch generell bedürften einer „völlig neuen Bewertung“. (Tsp/dpa)
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