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Hase oder doch eher Kaninchen?: Tierische Verwechslungsgefahr nicht nur an Ostern
Der Osterhase ist um diese Jahreszeit überall präsent. Oder handelt es sich vielleicht um ein Osterkaninchen? Eine kleine Einführung in die österliche Zoologie.
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Lange Ohren, weiches Fell, Stummelschwanz und Nagezähne: Wer hoppelt hier über die Wiese? „Ein Osterhase!“, scheint zu dieser Jahreszeit die naheliegende Antwort. Ob aber ein Feldhase oder ein Kaninchen gesichtet wurde, dabei hilft das Brauchtum wenig.
Hasen haben längere Ohren als Kaninchen und sind größer. Außerdem ist der Körper des Feldhasen schlanker, und er hat lange, kräftige Hinterläufe. Das Kaninchen ist kleiner und gedrungener - zumindest, wenn man die in Deutschland lebenden Wildkaninchen betrachtet.
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Kaninchen, die in Käfigen der über 100.000 deutschen Kaninchenzüchter leben, können deutlich schwerer sein und haben teils ungewöhnliche Fellfärbungen. Gelb, rot und hellsilber findet sich in der Farbübersicht des Zentralverbands Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter wie auch die ungewöhnlich klingenden Farbgebungen „mantelgescheckt blau-weiß“ oder „weißgrannenfarbig havanna“.
Feldhasen sind in der Regel Einzelgänger, während Wildkaninchen in Gruppen leben. Kaninchen buddeln sich einen Bau und verstecken sich dort vor Gefahren, Feldhasen leben auf den freien Feld und nutzen höchstens kleine Mulden. Bei Gefahr flüchten Hasen mit großer Geschwindigkeit und schnellen Richtungswechseln, dem typischen Hakenschlagen.
Der Gefahr von schwindendem Lebensraum und immer kleiner werdendem Nahrungsangebot kann der Feldhase aber nicht mit Hakenschlagen entkommen. Insbesondere die intensive Landwirtschaft macht dem Mümmelmann das Leben schwer. Er gilt als bestandsgefährdet - und dass, obwohl es beim Feldhasen mehrmals im Jahr Familienzuwachs gibt.
Wie der Hase zum Symboltier wurde
Nicht umsonst gilt der Hase als Symbol für das Osterfest. „Weil er als eines der ersten Tiere im Frühjahr sehr, sehr viele Nachkommen gezeugt hat“, weiß Volkskundlerin Andrea Hartl. Die Verbindung zu Ostern ist aber nicht nur jahreszeitlich bedingt. Schon in der Antike galt das Tier als Symbol für Christus und die Auferstehung. Die Menschen glaubten früher, Meister Lampe schlafe nie - genauso wie Jesus nicht im Tod entschlafen sei.
Vermehren wie die Karnickel - der Spruch kommt nicht von ungefähr. Bei Wildkaninchen mangelt es wie auch beim Hasen nicht an Nachwuchs. Bis zu sieben Würfe mit fünf bis sechs Jungtieren kann ein Weibchen pro Jahr austragen. Auch wenn beide Langohren eifrige Fortpflanzer sind, unterscheiden sich ihre Jungtiere sehr voneinander. Neugeborene Kaninchen sind blind, nackt und werden im Bau geboren. Erst nach drei bis vier Wochen verlassen sie ihren Geburtsplatz und trinken keine Muttermilch mehr.

© Carolin Panzer/dpa-tmn
Feldhasenbabys sind sogenannte Nestflüchter und somit deutlich früher selbstständig. Sie werden behaart und sehend geboren. Wenn ein kleiner Hase alleine im Feld oder auf der Wiese liegt und hilfsbedürftig wirkt: trotzdem nicht anfassen oder mitnehmen, die Mutter kommt ab und an zum Säugen vorbei.
Verwechslungsgefahr gibt es nicht nur bei den Löffelträgern, sondern bei zahlreichen weiteren Vertretern im Tierreich. Die umgangssprachlichen Bezeichnungen stimmen häufig nicht mit den zoologischen Zuordnungen überein.
Der Laie benennt ein Tier anhand der offensichtlich zu erkennenden Merkmale so, wie es im Bilderbuch für Kinder gezeigt wird. Lange Ohren - also Hase. Klein und Hörner - Ziege. Klein und weiches Fell - Schaf. Aber Achtung: Schafe und Ziegen sind ebenso leicht zu verwechseln, denn bestimmte Schafe haben Hörner oder manche Ziegenarten dichtes Fell. Osterzicklein oder Osterlamm, das ist hier die Frage. Und das Schokotierchen im Osternest, ist es nun ein Hase oder ein Kaninchen? Eins ist sicher: Eierlegen können weder Schaf, Ziege noch Hase oder Kaninchen. (KNA)
Von Nicola Trenz
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