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Tim Raue, seine Hündin Shirley und die drei Sorten Hundefutter, die der Starkoch kreiert hat.

© Fred & Felia

Kolumne Tischgespräch: Tim Raue macht jetzt Hundefutter

Ein Hoffnungsträger kommt, eine Leistungsträgerin geht und The Duc Ngo eröffnet endlich - aber nicht in Berlin. Neues aus der Berliner Gastronomie.

AUCH NOCH NIE GELESEN: „Sie können nach dem Dinner einen letzten Drink genießen, bevor wir den Abend beschließen. Das erlaubt uns, jeden Tag in heiterer und motivierter Art zu begrüßen.“ Diese Regel verhängt Tim Boury, dessen Restaurant „Boury“ im belgischen Roeselare soeben mit dem dritten Michelin-Stern ausgezeichnet worden ist. Klar: Das verhindert, dass Köche und Kellner den Gästen bis tief in die Nacht beim Abstürzen assistieren müssen. Bis vor Kurzem waren solche Regeln in der Top-Gastronomie kaum denkbar, heute wirken sie angesichts des Personalmangels und der weiter steigenden Kosten fast schon obligatorisch. Motivierend verhielt sich allerdings erneut auch der Michelin, der ein Füllhorn von neuen Auszeichnungen über Belgien und Luxemburg ausgeschüttet hat. Weiterhin mit drei Sternen dabei in Belgien: Das „Zilte“ von Viki Geunes in Antwerpen und der altgediente „Hof van Cleve“ von Peter Goossens in Kruishoutem.

Kocht nur noch bis Ende des Jahres in der Küche des eigenen Restaurants: Sonja Frühsammer.
Kocht nur noch bis Ende des Jahres in der Küche des eigenen Restaurants: Sonja Frühsammer.

© Kitty Kleist-Heinrich

IN BERLIN ist in diesem Jahr kein neuer Guide Michelin mehr fällig, obwohl ein Motivationsschub der schlingernden Gastronomie durchaus helfen könnte. Peter und Sonja Frühsammer – wir berichteten bereits im Berlin-Teil – geben ihr besterntes Restaurant am Flinsberger Platz zum Jahresende auf, weil sie angesichts von Personalmangel, Kostenschüben und Bürokratie keine Perspektive mehr sehen. Aufgegeben hat schon der notorische Kurzstreckler Dennis Uçak, der erst im April im „Englers“ in Dahlem angemustert hatte; die Stelle ist frei. Das passte wohl auf beiden Seiten nicht.

Virtuos nicht nur an der Quetschflasche: Reto Brändli aus der Schweiz kocht jetzt im Lorenz Adlon Esszimmer.
Virtuos nicht nur an der Quetschflasche: Reto Brändli aus der Schweiz kocht jetzt im Lorenz Adlon Esszimmer.

© Thomas Buchwalder

NEU AM START ist hingegen der Berliner Hoffnungsträger 2022 schlechthin: Der Schweizer Reto Brändli hat seine Arbeit im „Lorenz Adlon Esszimmer“ aufgenommen, zunächst mit einer Karte, die er so ungefähr auch in St. Moritz realisiert hatte: „Wolfsbarsch, Endivie, Kohlrabi, Orange“ oder „Perlhuhn, Pilze, Blumenkohl, Dim Sum“ heißen die Gänge des Debüt-Menüs, das sicher später noch deutlicher in den Berliner Wind gedreht wird. In den ersten Häppchen zum Empfang zeigte sich Brändli jedenfalls als Filigranhandwerker, der die Arbeit von Hendrik Otto kongenial fortsetzen kann. Da auch er schon zwei Sterne hatte, liegt die Latte allerdings recht weit oben.

EIN PAAR BERLINER KÜCHENCHEFS sind längst in aller Welt gefragt. Der Kantstraßen-Multi The Duc Ngo beispielsweise wird jetzt erstmals auch international tätig, allerdings, wenn man so will, in geschützter Umgebung: Das Hotel Villa Belrose in Saint-Tropez, in dem er den Sommer über das Pop-up „Club L’Indochine“ organisiert, gehört zum Reich des deutschen Hoteliers Thomas Althoff. Von Ducs Berliner Lieblingsprojekt „Le Duc“ allerdings war schon eine ganze Weile nichts mehr zu hören.

Tim Raue, seine Hündin Shirley und die drei Sorten Hundefutter, die der Starkoch kreiert hat.
Tim Raue, seine Hündin Shirley und die drei Sorten Hundefutter, die der Starkoch kreiert hat.

© Fred & Felia

UND TIM RAUE. Der spielt ohnehin in einer eigenen Liga als Allzweckwaffe quotenhungriger TV-Sender. „Gossenkind wird Küchengott“ lautete schon 2017 eine Überschrift in der FAZ, und von da ist es mit Steigerungen sicher nicht mehr leicht, aber Raue kämpft. Als „Restauranttester“ wird er demnächst bei RTL die Versuche der Kollegen Rack und Henssler fortsetzen, notleidende Spelunken zu retten, unterstützt von seiner Frau Katharina Raue, die ihr Marketingwissen einbringt. „Zusammen bilden sie ein hoch kompetentes und zielführendes Duo“, heißt es in der Pressemitteilung. Aber Raue bringt noch ein anderes zielführendes Duo an den Start, nämlich sich und seine Hündin Shirley, mit der er drei Gourmet-Gerichte abgeschmeckt hat, die nun von der Hundefuttermarke „Fred und Felia“ vertrieben werden. Wer jetzt sagt, das habe hier nichts zu suchen, der hat wahrscheinlich nur noch nicht gekostet…

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