
© Illustration: Axel Völcker
Neuigkeiten aus der Berliner Restaurantszene: Über „Appetizentriker“ im "Aufwind" und einen Stern im Sinken
Seit über drei Jahrzehnten ist Bernd Matthies in der gehobenen Gastronomie unterwegs. Hier verrät er, was kommt, wer geht, und was ihn bewegt.
Stand:
Neueröffnung - "Aufwind" in Charlottenburg
Einen Geschäftsführenden Küchenchef kannten wir bisher zwar von der Funktion her, aber nicht als Titel. Und wäre es im modischen Sinn nicht viel cooler, von einem CCO (Chief Cooking Officer) oder CEC (Chief Executive Chef) zu sprechen? Na, egal, die Rede ist von einem gewissen Wenzel Büchold, einem kulinarisch bisher unbeschriebenen Blatt, der ab 18.August die Küche und alles andere im „Aufwind“ in Charlottenburg leitet.

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Er trägt noch einen weiteren Titel, nämlich „Appetizentriker“, und den hat Vedad Hadziabdic für ihn entworfen, denn auch der ist irgendwie Chef im Aufwind - wir kennen ihn noch aus dem Savu, das er letztes Jahr ohne Sang und Klang verlassen hat. Dritter im Bund ist einer, von dem ebenfalls lange nichts zu hören war, nämlich Danijel Kresovic, der hier als „Culinary Advisor“ auftritt. Und es gibt obendrauf auch noch einen richtigen Küchenchef, nämlich Kiet Phung.

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Wer das verwirrend findet, der kann sich beim Thema Wein erholen, denn für den sind nur Hadziabdic und Restaurantleiter Peter Izarik (einst Cell) verantwortlich – jedenfalls ist von einem weiteren Sommelier keine Rede. Dennoch wird man hier von einem Restaurant der Chefs sprechen dürfen, und wer jetzt den Spruch von den vielen Köchen auspackt, der zahlt ins Phrasenschwein.
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Neueröffnung geplant: "Fält" in Schöneberg
Ach, interessant obendrauf: Das „Aufwind“ liegt in der Windscheidstraße exakt dort, wo Karl Wannemacher im „Alt-Luxemburg“ jahrzehntelang mit sich allein als Chef ganz gut klargekommen ist. Und das führt uns in die Schöneberger Vorbergstraße, wo das „Hetz“, früher „WeinGut“, schnell wieder verblichen ist und nun von Björn Swanson übernommen wurde, der am 1. September hier das „Fält“ eröffnen will. Die Aussicht kann mit dem „Golvet“, das er gerade verlassen hat, nicht konkurrieren, aber vielleicht die Küche? Den Stern, sagt er mit gewohntem Selbstbewusstsein, will er unbedingt zurück, allerdings mit einer stärker geerdeten Küche , auf die auch der Name hinweist, der auf schwedisch „Feld“ bedeutet. Ganz radikal skandinavisch soll es nun aber auch wieder nicht sein.

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Philipp Liebisch wechselt in den Schwarzwald
Philipp Liebisch wäre auch noch da. Aber wo? Er hat sich in seinen Berliner und Brandenburger Jahren in der Stadt eine große Anhängerschaft erkocht, die ihn später gern auch im sächsischen Kirschau besuchte. Dort hat er aber vor ein paar Monaten hingeworfen – und grüßt nun statusbewusst als Küchendirektor aus dem Hotel Schindelbruch in Stolberg/Südharz. Das gehört übrigens zu den „Ritter von Kempski“ -Privathotels, einer vorerst überschaubaren neuen Gruppe, die sonst nur noch ein weiteres Haus im Harz betreibt – da soll er dann sicher auch nach dem Rechten kochen. Und, wer weiß, vielleicht übernimmt der Ritter ja bald auch notleidende Berliner Häuser? Dann kehrte Liebisch sicher gern zurück.
Brandenburg verliert einen kulinarischen Leuchtturm
Er hat sicher auch wieder Lust auf einen Stern. Fraglich ist das in der „Bleiche“ in Burg, wo das Restaurant „17fuffzig“ auf der Website vorerst getilgt wurde. Küchenchef Alexander Müller koche im Rahmen der Halbpension für Hausgäste, heißt es dort, und weiter: „Für Reservierungen serviert der Küchenchef im Stil des 17fuffzig weitere Elemente und schöpft aus seinem reichen Repertoire“. Genauer bedeutet das, dass das besternte Essen auf Bestellung auch für externe Gäste noch serviert wird. Auf längere Sicht hofft man aber, das alte Konzept fortführen zu können. Gut wär´s - denn sonst hätte Brandenburg - ausgenommen Potsdam – auch den letzten Stern verloren..
Lesen Sie hier die neuesten Restaurantkritiken aus der Genuss-Redaktion
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