zum Hauptinhalt
Blumen und Kerzen vor dem Eingangsbereich eines Gemeindehauses der Zeugen Jehovas.

© Foto: dpa/Christian Charisius

Verbindungen zum Schützenclub des Amokläufers: Hamburger Polizei ermittelt gegen Beamten der Waffenbehörde

Phillip F. tötete Anfang März sieben Menschen. Seine Gefährlichkeit könnte einem Hamburger Beamten aber schon zuvor bekannt gewesen sein.

Nach dem Amoklauf in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg ermittelt die Polizei gegen einen ihrer eigenen Beamten. Am Dienstag wurde ein Disziplinarverfahren gegen einen Bediensteten der Waffenbehörde eröffnet. Zunächst hatte die Wochenzeitung die „Zeit“ berichtet.

„Polizeipräsident Ralf Martin Meyer hat Ende März Verwaltungsermittlungen angeordnet, um durch die Beschwerde- und Disziplinarabteilung prüfen zu lassen, ob es durch eine Person in der Waffenbehörde disziplinarrechtliche Verfehlungen gegeben hat.

Nachdem dieser Vorwurf sich bestätigt hat, ist ein formelles Disziplinarverfahren eingeleitet und dem Beamten gestern eröffnet worden“, sagte Polizeisprecher Holger Vehren am Mittwoch auf Anfrage.

„Der Beamte wurde mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben in der Waffenbehörde entbunden und wird auf eine noch mit der Personalabteilung abzustimmende Funktion umgesetzt“, sagte Vehren. Der Beamte soll seiner Beratungs- und Unterstützungspflicht nicht nachgekommen sein.

Beamter dokumentierte bestimmte Details nicht

Nach Recherchen der „Zeit“ steht der Beamte in Verdacht, einen Hinweis auf die Gefährlichkeit des Amokschützen Philipp F. fahrlässig oder bewusst nicht dokumentiert und verfolgt zu haben.

Zudem soll der Beamte enge Verbindungen zu dem Sportschützenclub haben, in dem auch der spätere Amokschütze Philipp F. aktiv gewesen war. Dazu äußerte sich die Polizei nicht.

Ein Verwandter von Philipp F. hatte sich im Januar nach bisherigen Erkenntnissen zunächst an den Sportschützenclub gewandt, um mitzuteilen, dass der 35-Jährige psychisch krank gewesen sei und immer aggressiver wurde. Im dem Club hatte F. zuvor seine Sportschützenprüfung abgelegt und auch die spätere Tatwaffe, eine halbautomatische Pistole, bestellt.

Dem „Zeit“-Bericht zufolge gingen die Ermittler zunächst davon aus, dass der Sportschützenclub den anrufenden Verwandten lediglich an die Waffenbehörde verwies, aber nicht selbst die Polizei informierte. Bei Vernehmungen habe sich nun aber ergeben, dass es offenbar doch mindestens einen Kontakt zwischen dem Club und der Polizei gegeben habe.

Philipp F. hatte am 9. März nach einer Gemeindeversammlung der Zeugen Jehovas in Hamburg-Alsterdorf mit einer halbautomatischen Pistole sieben Menschen und schließlich auch sich selbst getötet. Nach einem anonymen Hinweis wenige Wochen vor der Tat war der 35-Jährige von der Waffenbehörde überprüft worden. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false