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Ein illegaler Trail im Nürnberger Reichswald

© Daniel Karmann / dpa

„Da können wir nicht länger zusehen“: Wie Förster gegen illegale Rad-Strecken vorgehen

Mountainbiker legen im Wald Steilkurven und Sprungrampen an. Da sorgt für Ärger, bis hin zu Handgreiflichkeiten.

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Abseits der breiten Wanderwege gleicht der Nürnberger Reichswald einem Hindernis-Parcours. Zwischen den Bäumen und auf schmalen Pfaden stehen an vielen Stellen bis zu zweit Meter hohe Sprungschanzen, einige davon befestigt mit Brettern und Baumstämmen.

An den Hängen des Schmausenbucks in der Nähe des Tiergartens buddelt und baut die Mountainbike-Szene schon seit Jahren Abfahrten. Doch in der Corona-Zeit konnten Anwohner vermehrt junge Leute beobachten, die mit Spitzhacken und Schaufeln in den Wald zogen. Deshalb rollen jetzt die Abrissbagger.

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„Das sind Zustände, da können wir nicht länger zusehen“, sagt Forstbetriebsleiter Johannes Wurm. Wegen der Schäden für Wald und Natur. Und wegen der Unfälle, zu denen Rettungsdienst und Bergwacht seinen Angaben nach regelmäßig ausrücken. Der verstärkte Baueifer in der Corona-Zeit macht sich auch anderswo bemerkbar.

Vielerorts gibt es nach Angaben der bayerischen Staatsforsten inzwischen Klagen über illegal errichtete Mountainbike-Strecken.

In bergigen Regionen in Deutschland nehmen die Konflikte zu, besonders nahe den Ballungsräumen. Viele zieht es dort raus in die Natur: Jogger, Hundebesitzer, Radfahrer – und während des sogenannten Lockdowns waren es noch mehr.

Die Corona-Pandemie ist wie ein Inkubator“, sagt Nicolas Gareis von der Mountainbike-Sparte des Deutschen Alpenvereins (DAV) in München. Denn wo viele Menschen aufeinanderträfen, sei Ärger vorprogrammiert.

Nagelfallen und Schubsereien

Im Landkreis Kitzingen verletzte sich im Frühjahr ein Mountainbiker, als er über einen mit Nägeln gespickten Ast stürzte.

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Nahe Burscheid in Nordrhein-Westfalen stellten Unbekannte auf Mountainbike-Strecken Nagelfallen auf, die nach Angaben der Polizei zum Glück niemanden verletzten. Im Rotwandgebiet in den Alpen schlug und schubste ein Mountainbiker kürzlich einen Naturschutzbeauftragten, als der ihn auf ein Radfahrverbot aufmerksam machte.

Plattmachen ist keine Lösung

Die Staatsforsten in Nürnberg wissen: einfach plattmachen kann nicht die Lösung sein. Gemeinsam mit der Mountainbike-Szene und der Stadt sucht Johannes Wurm nach Kompromissen.

„Da sind wir auf einem guten Weg“, meint er. Auf dem Schmausenbuck soll ein Bike-Park entstehen, den die Radsportler mitplanen können. „Die großen Sprünge im Wald zeigen, dass der Bedarf definitiv da ist“, meint Nora Beyer von der Nürnberger DIMB. Außerdem sollen viele der bestehenden Abfahrten erhalten bleiben – aber nur mit natürlichen Hindernissen. dpa

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