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Erika Mustermann, geborene Gabler: künftig zum Fotografieren ins Amt?

© Michael Kappeler/dpa

Zum Schutz vor Bildmanipulation: Foto-Automat statt Fotograf – Passbilder bald nur noch im Amt

Das Innenministerium will künftig nur noch Passbilder erlauben, die im Amt aufgenommen wurden. Fragen und Antworten zur geplanten Neuerung.

Wer einen neuen Reisepass beantragt, soll künftig kein Passbild mehr zur Behörde mitbringen. Das Foto solle künftig vor Ort auf dem Amt gemacht werden, um Manipulationen zu verhindern, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Mittwoch in Berlin. Ein entsprechender Gesetzentwurf befinde sich derzeit in der Länder- und Verbändebeteiligung. Wieso, wie und wann? Die wichtigsten Antworten hier:

Warum sollen die Fotos direkt in der Passstelle gemacht werden?

Fotos kann man fälschen. Anlass für die Neuregelung sind Manipulierungen wie beispielsweise das sogenannte Morphing. „Bei diesem technischen Verfahren werden Bilder mehrerer Personen – in der Regel zwei – so miteinander vereinigt, dass Sie mit dem bloßen Auge nicht mehr erkennen kann, ob es die eine oder andere Person ist“, erklärte der Sprecher.

Wenn ein Passbild so manipuliert sei, könnten beide Personen den Ausweis für einen Grenzübertritt benutzen, heißt es in dem Papier. Es sei nötig, Pässe und Personalausweise fälschungssicher zu machen, damit deutsche Bürger auch in Zukunft visafrei in die meisten Staaten reisen könnten, so das Ministerium.

Muss ich meinen Personalausweis oder Pass deshalb erneuern?

Nein. Die Regelung werde – wenn sie in dieser Form verabschiedet wird – nur für neu beantragte Pässe und Personalausweise gelten, hieß es.

Wie läuft das Fotografieren im Amt ab?

Jede Passstelle soll dem Papier zufolge zwei Foto-Automaten bekommen. Das Passbild ist „in Gegenwart eines Mitarbeiters“ aufzunehmen und „elektronisch zu erfassen“. Sprich: Direkt nach der Aufnahme soll das Foto in digitaler Form bei der Behörde gespeichert werden. Statt Foto-Automaten könnten auch Kameras auf Schreibtischen der Amts-Mitarbeiter aufgestellt werden, sagte der Sprecher. Die genaue technische Umsetzung werde noch diskutiert.

Was wird das Bild kosten?

Ein Passbild werde voraussichtlich zwischen vier und sechs Euro kosten, sagte der Sprecher. Dies sei eine Aufwandsentschädigung. Die Gebühr für einen Pass oder einen Personalausweis soll zudem innerhalb der ersten fünf Jahre um rund drei Euro steigen, heißt es in dem Gesetzentwurf „zur Stärkung der Sicherheit im Pass- und Ausweiswesen“.

Wie viel kostet die Neuregelung die Steuerzahler?

177 Millionen Euro soll die Anschaffung und Wartung der Foto-Automaten in den ersten fünf Jahren kosten, wie es in dem Entwurf heißt. Für die Instandhaltung der Foto-Terminals fielen nach Ablauf der ersten fünf Jahren rund 12 Millionen Euro jährlich an. 11.000 Foto-Automaten sollen demnach insgesamt angeschafft werde.

Ändert sich noch mehr bei den Pässen?

Die Gültigkeit von Kinderreisepässen, die weder Chip noch biometrische Daten in sich tragen, soll dem Papier zufolge auf ein Jahr verkürzt werden. Kinderreisepässe mit biometrischen Daten werden demnach weiterhin beantragbar sein; sie seien sechs Jahre lang gültig. Damit setze das Ministerium eine EU-Verordnung um.

Zudem soll im Reisepass auch eine dritte Geschlechtsangabe gemacht werden können. „Für eine Person, die weder männlich („M“) noch weiblich („F“) ist, wird in der visuell lesbaren Zone des Passes ein „X“ eingetragen“, heißt es in dem Papier. Dies entspreche den Regularien der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation.

Ab wann sollen die Neuregelungen gelten?
Die Neuerungen sollen nach einer Übergangszeit von zwei Jahren in Kraft treten, also ungefähr im Sommer 2022 – vorausgesetzt, Bundestag und Bundesrat stimmen innerhalb der kommenden Monate zu. (dpa/AFP)

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