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Maik Franz muss im Spiel gegen Kaiserslautern vom Platz geführt werden.

© dapd

Dr. Dollas Kolumne (39): Diagnose Kreuzbandriss

Kreuzbandriss! Vor dieser Diagnose fürchten sich alle Leistungssportler. Am Wochenende hat es Herthas Maik Franz erwischt. Doch anders als früher bedeutet eine solche Verletzung heute nicht mehr gleich das Karriereende.

Herthas Innenverteidiger Maik Franz hat sich im Spiel beim 1. FC Kaiserslautern einen Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie zugezogen. Franz soll noch in dieser Woche operiert werden, er fällt wahrscheinlich bis Saisonende aus. Wie kompliziert ist eine solche Verletzung?

Bei einer vorderen Kreuzbandruptur kommt es zu einem vollständigen oder auch zu einem unvollständigen Riss des vorderen Kreuzbandes durch ein Überschreiten der Reißfestigkeit des Bandes. Das vordere Kreuzband gehört mit dem hinteren Kreuzband, dem Außenband und dem Innenband zum Bandapparat des Kniegelenks. Diese Bandstrukturen stabilisieren bei jeder Bewegung das Knie.

Vordere Kreuzbandrupturen entstehen durch Drehbewegungen im Kniegelenk. Im Fußball bleibt dabei häufig der Fuß im Boden fixiert, während sich das Knie mit Oberschenkel verdreht. Neben den plötzlich auftretenden Schmerzen im Knie beschreiben Patienten häufig auch ein Instabilitätsgefühl im Kniegelenk. Bei der klinischen Untersuchung erkennt man einen Kniegelenkserguss.

Die Therapie kann konservativ aber auch chirurgisch erfolgen. Die Diskussion über die geeignete Wahl der Therapie, der unterschiedlichen Operationstechniken oder auch über den optimalen Operationszeitpunkt ist Gegenstand kontroverser Diskussionen.

Leistungssportler brauchen ein stabiles Knie. Daher ist die Durchführung einer vorderen Kreuzbandersatzplastik nach Abschwellung des Kniegelenks die empfehlenswerte Methode. Von den unterschiedlichen Operationstechniken wird am häufigsten beim Ersatz des gerissenen vorderen Kreuzbandes die Patellasehne oder die Sehne des Beugemuskels "Semitendinosus" benutzt. Der Ersatz des vorderen Kreuzbandes mit Kunststoffsehnen führt langfristig zu keinen guten Ergebnissen.

Dr. Thorsten Dolla, Sportmediziner und Tagesspiegel-Experte.

© promo

Trotz der stetigen Weiterentwicklung der Medizin ist es unbestritten, das es nach einer vorderen Kreuzbandruptur, unabhängig von der Therapieform, zu einem erhöhten Risiko für eine Arthrose im Kniegelenk kommt. Während noch vor Jahren eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes fast immer das Karriereaus bedeutete, ist heute nach erfolgreicher operativer Versorgung der professionelle Sport weiterhin möglich.

Doch auch bei optimaler operativer Versorgung und gutem Rehabilitationsverlauf wird ein Spieler wie im gegebenen Fall Maik Franz erst wieder zu Beginn der neuen Saison voll einsatzfähig werden. Wünschen wir ihm gute Besserung.

Der Berliner Orthopäde Dr. Thorsten Dolla, 48, ist seit vielen Jahren in der Sportmedizin tätig. Er war Mannschaftsarzt bei Hertha BSC, beim 1. FC Union und dem Footballteam Berlin Thunder. Beim ISTAF war er bis 2009 leitender Arzt und ist heute Ringarzt beim Boxen. Für Tagesspiegel.de schreibt er regelmäßig über Sportverletzungen und ihre Folgen.

Aufgezeichnet von Michael Rosentritt

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