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Drohender Ärztemangel: Kassenärztliche Vereinigung Thüringen sagt Versorgungsengpässe voraus
Das Budget sei bereits mehrere Jahre trotz Inflation nicht genügend erhöht worden. Die Folgen davon seien immer mehr Engpässe.
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Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen hat vor den Folgen eines wachsenden Kostendrucks für die wohnortnahe ambulante Versorgung gewarnt. Bereits mehrere Jahre in Folge sei die Budgetentwicklung hinter der Inflation zurückgeblieben, kritisierte der Verband am Montag in Weimar. Die Mittel reichten für die steigende Nachfrage nach Leistungen der gesetzlich krankenversicherten Patienten nicht mehr aus.
Folge seien immer mehr Versorgungsengpässe, die inzwischen fast alle Fachrichtungen beträfen. Die Kassenärztliche Vereinigung will deswegen bei den Finanzierungsverhandlungen mit den Krankenkassen in diesem Jahr mehr als den vollen Inflationsausgleich fordern.
Die Vorstandsvorsitzende der Vereinigung, Annette Rommel, rief dazu auf, die Begrenzung der Angebotskapazität der Praxen durch ein Budget aufzuheben, um die Niederlassung wieder attraktiv zu machen. Diese Regel sei ein Relikt aus einer Zeit der Ärzteschwemme.
Dass Ärzte und Psychotherapeuten heute aus ethischen Gründen über die Budgetgrenzen hinaus arbeiten, führe unter anderem dazu, dass ein Teil ihrer Leistungen faktisch nicht vergütet werde. Um die Inflation auszugleichen, seien Praxen zum Sparen gezwungen, hieß es. Patientinnen und Patienten müssten in der Folge länger auf Termine warten oder fänden keine aufnahmefähige Fachpraxis.
Derzeit gibt es in Thüringen demnach bereits 79 unbesetzte Hausarztstellen. Darüber hinaus haben Praxisinhaber und medizinische Versorgungszentren 195 Stellen für eine Anstellung oder Praxisnachfolge in der Praxisbörse der Kassenärztlichen Vereinigung ausgeschrieben.
Hintergrund der Pressemitteilung sind die Finanzierungsverhandlungen auf Bundesebene, die am 9. August starten. Für den 18. August hat die Vertreterversammlungen aller Kassenärztlichen Vereinigungen gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zu einer gemeinsamen Krisensitzung aufgerufen. Es werden ärztliche und psychotherapeutische Vertreterinnen und Vertreter aus ganz Deutschland erwartet. (epd)
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