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Tattookünstler Daniel „Bluebird“ tätowiert Menschen, die sich früher selbst verletzt haben.

© ÜBERWUNDEN/Kai-Hendrik Schroeder

Tagesspiegel Plus

Als Jugendliche hat sich Jessica selbst verletzt: Nun schützen Tattoos sie davor, sich weitere Narben zuzufügen

Mit elf Jahren erlebte sie Schlimmes und begann, sich zu „ritzen“, um noch etwas zu fühlen. Doch das ist vorbei. Tätowierer Daniel Bluebird hat bei Jessica und vielen anderen Betroffenen die Spuren der Selbstverletzung überdeckt.

Von Joachim Göres

Stand:

Jessica Treichel ist die „tätowierte Mutter“. So wird sie von vielen in dem Dorf in der Nähe von Rostock genannt, in dem sie seit einigen Jahren lebt, zusammen mit ihrem Mann und ihren drei kleinen Kindern. Die 31-Jährige hat sich viele Tattoos stechen lassen, unter anderem deutlich sichtbar an einer Gesichtsseite vom ausrasierten Haaransatz hinunter über die Ohrregion und den Hals. Sie findet diese Tätowierungen schön – doch dahinter steckt viel mehr. Im wahrsten Sinne des Wortes: Viele Motive überdecken Narben am Körper, an Stellen, an denen sich Treichel einst selbst verletzt hat.

Das fing mit elf Jahren an, nachdem sie von einem älteren Mann vergewaltigt wurde. Jahrelang gab sich das junge Mädchen selbst die Schuld dafür, was ihr widerfahren war. Sie hatte sich in den Mann verliebt – und ließ sich darauf ein, ihn in einem Waldstück zu treffen, wo es geschah. Doch sie schwieg, konnte danach über das Erlebte lange Zeit nicht sprechen.

Ich habe mir die Schuld dafür gegeben. Denn ich habe ja meinen Mund nicht aufgemacht.

Jessica Treichel wurde als Elfjährige vergewaltigt

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