zum Hauptinhalt
Eine ältere Frau mit geschlossenen Augen ist in einem kleinen Handspiegel zu sehen.

© IMAGO/photothek.de/Thomas Trutschel

Tagesspiegel Plus

Fehldiagnose Demenz: „Auch eine Depression kann kognitive Defizite verursachen“

Menschen mit Depressionen können eine Pseudodemenz entwickeln. Nicht selten führt das zu falschen Diagnosen. Ein Neurologe klärt über die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede auf.

Von Fatih Yücel

Stand:

Demenz ist auf dem Vormarsch – weltweit und auch in Deutschland. Bis 2050 könnte die Zahl der Betroffenen hierzulande auf bis zu 2,7 Millionen ansteigen, schätzt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Derzeit leiden rund 1,8 Millionen Menschen unter einer Demenz. Die meisten von ihnen sind 65 Jahre oder älter. Doch längst nicht immer steckt hinter Vergesslichkeit oder Wortfindungsstörungen eine Demenzerkrankung. Die Beeinträchtigungen können auch andere Ursachen haben, die viele Betroffene gar nicht erst in Erwägung ziehen. So ist zum Beispiel mittlerweile bekannt, dass eine Depression Symptome hervorrufen kann, die denen einer Demenz ähneln.

Wir haben mit dem Neurologen Wenzel Glanz darüber gesprochen, welche Gemeinsamkeiten zwischen Demenz und Depressionen bestehen, was medizinisch dahintersteckt und wie Betroffene, Angehörige und Ärzte die Symptome richtig deuten.

Herr Glanz, wer sich mit dem Thema Demenz befasst, stößt dabei schnell auch auf Berichte und Studien über Fehldiagnosen und falsche Behandlungen. Wie verhindert man, dass man Menschen, die eigentlich depressiv sind, fälschlicherweise eine Demenz attestiert?
Bei etwa fünf bis zehn Prozent der Betroffenen liegt eine Depression vor, die oft als Demenz fehlinterpretiert wird, da eine Depression auch kognitive Defizite verursachen kann. Dieser Zusammenhang ist vielen Patienten nicht bewusst. Wenn aber eine Depression die Ursache der kognitiven Defizite ist, nennt man das Pseudodemenz. Das bedeutet: Der Patient hat dieselben Symptome wie bei einer Demenz, der Grund dafür ist aber eine andere Erkrankung.

Die Patienten berichten oft erst nach gezielter Nachfrage von ihrer Stimmungslage.

Wenzel Glanz, Neurologe

showPaywall:
true
isSubscriber:
false
isPaid:
true
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })