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Schmerzmittel Fentanyl, Tilidin und Oxycodon verschiedener Hersteller liegen in Form von Tabletten, Tropfen und Pflastern in einer Apotheke auf dem Tisch. (Symbolbild)

© dpa/Monika Skolimowska

Ärzte verschreiben weniger Opioide als vor 20 Jahren: Eher Jüngere versuchen unrechtmäßig, an Tilidin, Fentanyl und Co. zu kommen

Die Opioid-Krise in den USA begann, weil Ärzte sehr großzügig starke Schmerzmittel verschrieben. Ein ähnlicher Trend ist in Deutschland nicht sichtbar. Doch der Drogenbeauftragte fordert ein Warnsystem.

Stand:

Anders als in den USA gibt es in Deutschland keine Hinweise auf eine Opioid-Epidemie. In den Jahren 2005 bis 2020 sank die Anzahl an Verordnungen von opioidhaltigen Schmerzmitteln sogar um 19 Prozent, wie aus einer Studie im Auftrag des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hervorgeht. Grundlage dafür waren Krankenkassen-Daten. Ausgewertet wurden Abrechnungsdaten von rund 25 Millionen Personen. Neuere Zahlen liegen nicht vor.

Die Medikamente sind für starke Schmerzen zum Beispiel bei Tumorerkrankungen gedacht

In den USA waren im Jahr 2023 rund 75.000 Todesfälle auf Überdosierungen mit synthetischen Opioiden wie Fentanyl zurückzuführen. Laut dem Bundesinstitut begann diese Opioid-Krise mit einem starken Anstieg an Verordnungen von opioidhaltigen Schmerzmitteln. Gerade Fentanyl, das bei starken chronischen Schmerzen helfen soll, wird in den USA als Droge missbraucht.

Opioidhaltige Analgetika spielen auch in Deutschland eine zentrale Rolle in der Schmerztherapie, vor allem zur Behandlung von starken akuten und chronischen Schmerzen wie etwa bei Tumorerkrankungen. Zu ihnen gehören schwächere Opioide wie Tilidin und Tramadol. Starke Opioide sind Morphin und verwandte Präparate wie Oxycodon und auch Fentanyl.

Laut der jetzt vorgelegten Auswertung für Deutschland, die vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) durchgeführt wurde, erfüllte während des Betrachtungszeitraums etwa ein Fünftel der Personen bei der Neuverordnung eines Opioid-Analgetikums mindestens einmal die Kriterien für einen Langzeitgebrauch. Der häufigste potenzielle Grund hierfür waren nicht-tumorbedingte, chronische Schmerzen. 

Fachleute sehen aber erste Tendenzen zu Missbrauch

Die Studie zu den Jahren 2005 bis 2020 findet insbesondere in der Altersgruppe 20 bis 39 Jahre aber auch Ergebnisse, die Missbrauch und Abhängigkeiten vermuten lassen. Bei den Jüngeren kam es eher vor, dass sie innerhalb eines Jahres zu mindestens fünf verschiedenen Ärzten gingen, um Verordnungen zu bekommen. Doch die entsprechenden Anteile seien gering, heißt es in der Studie.

Fachleute, unter anderem aus dem Bereich der Suchthilfe und der Strafverfolgung, hatten zuletzt in einem Bericht vor einem Anstieg der Zahl junger Menschen gewarnt, die starke opioidhaltige Schmerzmittel missbrauchten. Diese konsumierten oft zunächst Tilidin, stiegen dann auf das stärker wirksame Oxycodon um, nähmen später teilweise Heroin und gingen in eine Substitutionsbehandlung.

Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, sieht erste Tendenzen, kann aber auch keine Opioid-Krise erkennen. Er fordert: Es müsse ein bundesweites Monitoring- und Warnsystem insbesondere für synthetische Opioide eingerichtet werden. (dpa, KNA)

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