Gesundheit: Physik-Nobelpreis: Ausgewandert
Herbert Walther ist gerührt. Soeben hat ihn sein einstiger Student angerufen, Wolfgang Ketterle aus Boston in den USA, dem die Schwedische Akademie der Wissenschaften kurz zuvor den diesjährigen Physik-Nobelpreis zugesprochen hatte.
Herbert Walther ist gerührt. Soeben hat ihn sein einstiger Student angerufen, Wolfgang Ketterle aus Boston in den USA, dem die Schwedische Akademie der Wissenschaften kurz zuvor den diesjährigen Physik-Nobelpreis zugesprochen hatte. Ketterles erster Dank gilt seinem Doktorvater, Herbert Walther. "Dabei müsste er doch jetzt ganz andere Dinge im Kopf haben", sagt Walther.
Wolfgang Ketterle hat in der Tat anderes im Kopf. "Oh Mann, das wird mein Leben ändern", sagte der 43-jährige Vater dreier Kinder nach Bekanntgabe der Nobelpreis-Entscheidung. Er werde künftig wohl als Forscher im Rampenlicht stehen.
Ketterle ist bereits der 30ste deutschstämmige Physik-Nobelpreisträger. Mehr als die Hälfte von ihnen kehrte Deutschland nach dem Studium den Rücken, um ihre Forschungen im Ausland fortzuführen. Auch Ketterle, der mittlerweile am Massachusetts Institute of Technology arbeitet, gehört zu ihnen.
Ketterle wurde 1957 in Heidelberg geboren, wo seine Eltern noch heute leben. Der Sohn habe sich seit frühester Kindheit für Physik interessiert. "Fleißig und ehrgeizig war er immer", sagt Vater Manfred. "Er hatte schlaflose Nächte, wenn er ein Problem nicht lösen konnte", sagt sein ehemaliger Mitstudent, der Physiker Gerhard Rempe. "Er war von Anfang an ein begeisterter Forscher." Und ein vielseitiger Wissenschaftler, der sich zunächst den theoretischen Grundlagen seines Faches widmete und sich dann erst den Experimenten zuwandte.
Beispielhaft für seine Karriere war seine Promotion bei Herbert Walther am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching bei München. Sie währte nur zweieinhalb Jahre. "Und in dieser für eine Promotion sehr kurzen Zeit hat Ketterle 20 Arbeiten in naturwissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht", schwärmt Walther. "Er hat ein ganzes Forschungsgebiet völlig abgegrast."
Ketterle wechselte noch einmal nach Heidelberg, um bald darauf in die USA zu gehen. Dort machte er sich daran, Einsteins Prognose aus dem Jahre 1924 zu überprüfen - ein preiswürdiges Experiment.
Walther wollte Ketterle später zurück nach München holen. "Aber mit den in Deutschland gezahlten Gehältern können wir international nicht mehr konkurrieren", sagt Walther. Ketterle schlug den Ruf an das Max-Planck-Institut in Garching aus. Er nahm stattdessen eine Stiftungsprofessur am Massachusetts Institute of Technology an.
tdp