zum Hauptinhalt
Unsere Kolumne: Die gute Frage

© Lisa Rock für den Tagesspiegel

Schwitzen Männer mehr als Frauen? : Sie haben mehr Muskeln und eine größere Körperoberfläche

Studien zeigen: Männer schwitzen mehr, obwohl Frauen mehr Schweißdrüsen haben. Doch nicht nur das Geschlecht bestimmt, wie viel Flüssigkeit wir absondern.

Eine Kolumne von Claudia Füßler

Sommer plus Sonne gleich Schweiß – und der scheint bei Männern häufiger zu fließen als bei Frauen. Bei gleicher Anstrengung und Umgebungstemperatur wohlgemerkt. Dabei müssten es eigentlich die Frauen sein, bei denen es rinnt. Sie verfügen nämlich über mehr Schweißdrüsen als Männer. Dennoch trügt der Eindruck nicht: Mann schwitzt mehr als Frau. „Eine japanische Studie aus dem Jahr 2010 konnte dies deutlich zeigen“, sagt der Freiburger Dermatologe Hans Bayer, „Männer schwitzten hierbei im Schnitt bei sportlicher Anstrengung doppelt so viel wie Frauen.“

Das mache aber auch Sinn, da eine der Hauptfunktionen des Schweißes der Hitzeausgleich sei. Männer verfügen in der Regel über eine deutlich höhere Muskelmasse als Frauen. Das bedeutet mehr Hitze bei Bewegung und Sport, in der Folge entsteht mehr Schweiß zum Hitzeausgleich. „Auch sportliche Menschen schwitzen schneller und stärker als untrainierte“, sagt Bayer. Da Männer aber weniger Schweißdrüsen haben, heißt das, dass die einzelne Drüse mehr Schweiß absondern muss.

Tennisspielerin Angelique Kerber wischt sich im Spiel den Schweiß aus dem Gesicht.
Tennisspielerin Angelique Kerber wischt sich im Spiel den Schweiß aus dem Gesicht.

© picture alliance / Koji Sasahara/Koji Sasahara

Eine Studie der US-amerikanischen National Strength and Conditioning Association bestätigt diese erhöhte sogenannte Schwitzrate. Demnach verlieren Frauen beim Sport pro Stunde im Schnitt 0,57 Liter Schweiß, Männer hingegen 1,2 Liter.

Einen interessanten Aspekt brachte eine 2017 veröffentlichte Studie der University of Wollongong in Australien zutage. Die Wissenschaftler kamen nach Untersuchungen mit 36 Männern und 24 Frauen zu dem Schluss, dass gar nicht das Geschlecht, sondern die Körpergröße ausschlaggebend sei für das Schwitzverhalten: Größere Menschen würden stärker schwitzen als kleine. Grund dafür sei, dass kleinere Menschen mehr Oberfläche pro Kilogramm Muskelmasse zur Verfügung hätten und sich so hauptsächlich über die Blutzirkulation unter der Hautoberfläche abkühlen könnten, bei der Hitze über die Haut abgegeben wird. Bei Größeren genügt das nicht, sie müssen mehr schwitzen.

Unstrittig hingegen ist, dass die Geruchsbildung beim Schwitzen sich nicht um Geschlechter schert. Die hat meist mit den Bakterien zu tun, die den Schweiß zersetzen. „Diese Bakterien fühlen sich in einer haarigen Männerachsel natürlich deutlich wohler als in einer rasierten Achsel“, sagt Bayer. Nachprüfen lässt sich das ganz ohne aufwendige Studie: Einfach mal nach dem Training die Nase in die Umkleidekabine einer männlichen und einer weiblichen Fußballmannschaft stecken.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false