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Der OP-Kurs: So wird ein Blinddarm entfernt

Die Diagnose ist schwierig, die Operation relativ simpel.

Bei einer Blinddarmentzündung haben Bakterien eine Infektion im Wurmfortsatz ausgelöst. Das ist eine kleine Sackgasse am Dickdarm und streng genommen nur ein Teil des etwas größeren Blinddarms. Oft heißt es, eine Verstopfung oder gar Kirschkerne seien schuld an der Entzündung. Tatsächlich kennt man die Ursachen aber nicht genau. Betroffen sind vor allem Kinder und ältere Menschen.

Bei einer akuten Entzündung muss der Wurmfortsatz sofort entfernt werden. Sonst würde er innerhalb weniger Stunden platzen. Bei so einem Durchbruch entleert sich das Innere des Dickdarms – Stuhl, Bakterien, Keime – in den Bauch und löst eine Entzündung aus, die über das Blut schnell auf den ganzen Körper übergreifen und zum Tod führen kann.

Die Diagnose ist nicht einfach. „Das typische Symptom sind Schmerzen im Unterbauch, aber die können auch andere Ursachen haben“, sagt Thomas Steinmüller, Chefarzt am DRK-Klinikum Westend in Charlottenburg. „Im Zweifel wird sich der Arzt aber immer für eine OP entscheiden, denn der Wurmfortsatz ist ein Überbleibsel der Evolution und heute für den Menschen verzichtbar.“

Vor der OP muss der Patient in Vollnarkose versetzt werden, weil man das schmerzempfindliche Bauchfell mit lokalen Mitteln nur schwer betäuben kann. Es gibt zwei Varianten der Blinddarmoperation. Bei der klassischen „offenen“ OP gelangt der Arzt mit einem Schnitt in den rechten Unterbauch direkt an den Wurmfortsatz. Heute ist aber die minimalinvasive Variante, die Bauchspiegelung, verbreiteter. „Dabei werden kleine Röhrchen in den Bauchraum eingeführt, durch die man dann operieren kann“, sagt Chirurg Steinmüller. „Bei einer Blinddarm-OP braucht es drei solcher Troikare, zwei für die Instrumente, einen für eine Kamera.“ Um einen Zugang für die Röhrchen zu schaffen, macht der Arzt zwei fünf bis zehn Millimeter lange Schnitte in den Unterbauch und einen nahe des Bauchnabels.

Zunächst wird durch die Troikare Kohlendioxid gepumpt. So bläst sich die Bauchhöhle auf – und das schafft Raum zum Operieren: Auf den Bildern der Kamera, die für den Arzt auf einem Monitor sichtbar sind, kann man jetzt die Bauchorgane erkennen. Mit einer kleinen Pinzette oder Schere und einer Clipzange aus Titan nähert sich der Arzt dem Wurmfortsatz. Der wird vom Rest des Dickdarms abgeklemmt und dann abgeschnitten. Jetzt liegt er frei. Die Gefäße, von denen der Fortsatz getrennt wurde, müssen nun noch mit einer Naht verschlossen werden. Dann führt der Arzt über eines der Röhrchen einen „Bergebeutel“ ein, eine kleine Plastiktüte, worin der entzündete Teil des Blinddarms verstaut wird. Dann werden die Troikare wieder herausgezogen, das CO2 wird abgelassen und der Bergebeutel an einer Schnur herausgezogen. „Der gut verpackte, hochinfektiöse Wurmfortsatz kann dank der Plastikhülle dabei kein umliegendes Gewebe infizieren“, erklärt Steinmüller.

Zuletzt müssen die Einschnitte vernäht werden. Verläuft die OP komplikationslos, dauert sie 30 bis 60 Minuten. Etwa zwei Tage später wird der Patient aus dem Krankenhaus entlassen. Björn Rosen

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