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Mit Medikamenten lässt sich viel Geld verdienen, wenn die Ärzte sie auch verschreiben.

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Tagesspiegel Plus

Umstrittenes Marketing für neue Medikamente: Wie sich Ärzte gegen den Einfluss der Pharmalobby wehren

Eine Mediziner-Initiative lehnt Gefälligkeiten von Vertretern der Pharmaindustrie ab. Die wiederum investiert jedes Jahr Hunderte Millionen Euro, um sich bei Ärzten in Stellung zu bringen.

Von Joachim Göres

Vor einigen Jahren war so etwas noch möglich: „Als Assistenzärztin hat mich eine Pharmafirma für ein verlängertes Wochenende nach Antwerpen eingeladen, mit teurem Hotel, gutem Essen, alles umsonst. Das war damals gängige Praxis“, sagt die Psychiaterin Irene Faupel aus dem hessischen Hofgeismar. Eine Einladung, die nicht ohne Hintergedanken gewesen sei: Durch Geschenke oder großzügige Honorare hätten Pharmavertreter versucht, Mediziner zum Verschreiben neuer und teurer Medikamente zu bewegen.

Manchmal kann es richtig sein, kein Medikament zu geben. Um das zu klären, muss man sich Zeit für Patienten und nicht für Vertreter nehmen.

Tobias Samusch, Hausarzt

Heute gibt es zwar keine großen Reisen mehr, dafür aber ärztliche Fortbildungen an schönen Orten, die auch von Arzneimittelherstellern gesponsert werden. „Viele Kollegen meinen, dass sie sich dadurch nicht beeinflussen lassen, doch genügend Studien beweisen das Gegenteil“, betont Faupel. Sie ist eines von rund eintausend Mitgliedern bei „Mezis“. Die Abkürzung steht für „Mein Essen zahl‘ ich selbst – Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte“. Die Gruppe gehört nach eigenen Angaben zum weltweiten No-free-lunch-Netzwerk.

Pharmavertreter böten Arztpraxen günstige Praxisverwaltungssysteme an, sagt ein Arzt

Dazu gehört für sie, dass sie keine Pharmavertreter empfängt, nur an werbungsfreien Fortbildungen teilnimmt, sich in unabhängigen Fachzeitschriften über neue Arzneimittel informiert und keine Produkte von Herstellern auslegt. „Bei mir gibt es keine Terminzettel voll mit Werbung“, erzählt Faupel.

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