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Warum wir morgens leichter sind: Tägliche Gewichtsschwankungen erklärt
Im Verlauf eines einzigen Tages schwankt das Körpergewicht oft gehörig. Eine Medizinerin erklärt, welche Mechanismen dahinterstecken.
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Menschen, die in ihrem Leben schon mal eine Diät gemacht haben, kennen die alte Regel: Um den Gewichtsverlust verlässlich dokumentieren zu können, sollte man jeden Tag um die gleiche Zeit auf die Waage steigen, nur so sind die Werte vergleichbar. Und als beste dieser Zeiten gilt der Morgen, denn dann soll man am leichtesten sein.
Das ist – abgesehen von der Unsinnigkeit von Diäten – durchaus richtig. Das Gewicht eines Menschen schwankt im Laufe eines Tages um bis zu drei Kilogramm. „Gründe dafür sind Trinkmenge, Nahrungszufuhr, Stuhlvolumen und körperliche Aktivität“, sagt Katharina Laubner, stellvertretende Leiterin der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg. Auch hormonelle Vorgänge spielten eine Rolle.
In der Nacht verliert der Körper über Atemluft und Schweiß Flüssigkeit.
Katharina Laubner, Endokrinologin
Dass man morgens weniger als abends wiegt, hat mit den Stoffwechselprozessen im Schlaf zu tun. Vor allem mit der Dehydrierung. „In der Nacht verliert der Körper über Atemluft und Schweiß Flüssigkeit“, sagt Laubner. Gleichzeitig kommt nichts nach, weil wir – im Idealfall – acht Stunden lang weder essen noch trinken. Dann wird beim ersten Toilettengang am Morgen mit dem Stuhl weiteres Gewicht abgegeben.
Bevor mit dem Frühstück Nahrung und damit Gramm aufgenommen werden, ist der Mensch also mutmaßlich am leichtesten im Tagesverlauf. Mutmaßlich, weil sich das von Mensch zu Mensch unterscheiden kann.
Die Wassereinlagerung zum Beispiel variiert individuell. Frauen in der zweiten Zyklushälfte speichern mehr Wasser. Bei Menschen, die tagsüber viel sitzen oder stehen, staut sich bis zum Abend hin viel Wasser in den Beinen an, das nachts dann über die Nieren ausgeschieden wird.
Weil der Körper nachts nicht einfach nur ruht, sondern aktiv regeneriert und gleichzeitig lebenswichtige Funktionen wie Atmung, Herzschlag und Blutdruck am Laufen hält, benötigt er Energie. Die nimmt er dann gerne mal aus den Fettzellen.
Die grundsätzliche Verteilung von Muskeln und Fett im Körper wirkt sich ebenfalls darauf aus, wie viel Wasser jemand einlagert. Und: Wer morgens nicht aufs Klo kann, sondern unter einer Verstopfung leidet, der muss mit einer höheren Zahl auf der Waage rechnen. Mit bis zu einem Kilogramm kann sich ein voller Darm auf das aktuelle Gewicht auswirken.
Alle bisher erschienenen Folgen von „Die gute Frage“ finden Sie auf der Übersichtsseite der Kolumne.
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