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100 Insassen betroffen: Erstmals Migranten aus US-Gefängnis „Alligator Alcatraz“ abgeschoben
Nach Angaben von Floridas Gouverneur Ron DeSantis haben US-Behörden begonnen, die in der umstrittenen Haftanstalt einsitzenden Migranten abzuschieben. Wohin die Flüge gingen, wollte er nicht sagen.
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Erstmals sind nach offiziellen Angaben Migranten aus dem US-Gefängnis „Alligator Alcatraz“ abgeschoben worden. Das bestätigte Floridas Gouverneur Ron DeSantis bei einer Pressekonferenz am Freitag (Ortszeit) auf dem Gelände der Haftanstalt in den Everglades im Süden des Bundesstaates.
Das Gefängnis sei nie als Ort gedacht gewesen, an dem Menschen einfach festgehalten werden, sagte der Republikaner. Der ganze Zweck bestehe darin, einen Ort zu schaffen, an dem Abschiebungen häufiger und in größerer Zahl durchgeführt werden könnten.
Wohin die ersten Abschiebeflüge geführt haben, dazu machte DeSantis keine Angaben, hob aber die Effizienz der Einrichtung hervor. „Ich denke, Sie werden ganz klar sehen, dass die Frequenz dieser Flüge zunehmen wird“, zitiert die Zeitung „Miami Herald“ den Politiker. Es sei „wirklich unglaublich, dass wir nun, nachdem wir Anfang des Monats noch ganz am Anfang standen, bereits Flüge von den neu errichteten Einrichtungen starten können“. Eine angrenzende Landebahn erleichtert den Transport der Häftlinge zum und vom Gelände.
Laut offiziellen Angaben hat das zuständige Heimatschutzministerium etwa 100 Häftlinge aus dem „Alligator Alcatraz“ in andere Länder gebracht. Die Zahl der Flüge und Abschiebungen werde künftig kontinuierlich zunehmen. Derzeit sollen etwa 2.000 Menschen im „Alligator Alcatraz“ inhaftiert sein. Die Kapazität könne aber schnell verdoppelt werden, berichtet der zuständige Leiter des Katastrophenschutzes von Florida, Kevin Guthrie.
Drehkreuze trennen Nationalitäten
Die US-Behörden arbeiten dabei mit Drehkreuzen. Das sei logistisch sinnvoll; denn wenn ein Flugzeug voller Menschen verschiedener Nationalitäten sei und es zu einem Verteilzentrum fliege, würden dort die Nationalitäten ausgewählt und dann in einem gemeinsamen Flug in die Heimatländer gebracht, sagte DeSantis.

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Das Gefängnis „Alligator Alcatraz“ wurde binnen weniger Tage aus dem Boden gestampft und entstand auf dem Gelände eines ehemaligen Flughafens, der nicht mehr genutzt wird. Es liegt gut eine Autostunde von Floridas Metropolregion Miami entfernt. Nach offiziellen Angaben umfasst das Gelände 26 Quadratkilometer, verfügt über 200 Überwachungskameras und mehr als acht Kilometer Stacheldraht.
Menschenrechtsverteidiger und Migrationsanwälte warfen den Behörden vor, auch Menschen ohne Vorstrafen dort zu internieren. Zudem seien die Verhältnisse in dem Gefängnis unzumutbar. Umweltschützer kritisieren, dass die Haftanstalt inmitten des sensiblen Ökosystems Everglades liegt und das tropische Marschland durch die Bauarbeiten und die dort installierten Gebäude und Maschinen in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.
„Grausame Verhöhnung des Leids“
Zuletzt hatte die katholische Kirche die US-Politik wegen ihres Vorgehens scharf kritisiert. „Selbst der Name “Alligator Alcatraz' ist eine grausame Verhöhnung des Leids, das diese Menschen erdulden müssen„, sagte Miamis Erzbischof Thomas Wenski jüngst in einem Interview.
„Wir haben ein Internierungslager mitten im Dschungel, umgeben von Schlangen, Alligatoren, Mücken und vielem mehr“, so der Erzbischof. Das sei eine unmenschliche Situation. Er forderte, dass es der Kirche ermöglicht werden müsse, Gefängnisseelsorge zu betreiben. „Die USA sehen sich in vielen Branchen, darunter im Gesundheitswesen, im Dienstleistungssektor und in der Landwirtschaft, mit einem Arbeitskräftemangel konfrontiert“, hieß es zudem in einer Erklärung des Erzbistums; und: „Die Abschiebung von Arbeitsmigranten würde diesen Mangel nur noch verschärfen.“
Die Trump-Regierung kündigte an, die größte Abschiebeaktion in der Geschichte der USA organisieren zu wollen. Zudem wurde die Südgrenze des Landes praktisch abgeriegelt. Laut offiziellen Angaben der Grenzschutzbehörde CBP gab es mit 25.228 illegalen Grenzübertritten im Juni den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. (KNA)
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