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Passagiere stehen vor einer Anzeigetafel im Terminal 2 am Flughafen München.

© dpa/Felix Hörhager

Update

17 Starts abgesagt, 15 Flüge umgeleitet: Drohnen-Alarm am Flughafen München – was wir wissen und was nicht

Drohnen lösten am Airport in München Chaos aus. Einem Bericht zufolge sollen zunächst Flugobjekte am Fliegerhorst in Erding gesichtet worden sein. Söder kündigt für Bayern ein Schnellgesetz an.

Stand:

Alarm in Bayern: Am Donnerstagabend meldeten Zeugen Drohnen in der Nähe des Münchner Flughafens. Als später auch Sichtungen über dem Flughafengelände gemeldet wurden, reagierte die Deutsche Flugsicherung und sperrte gegen 22.30 Uhr Start- und Landebahnen.

Bundes- und Landespolizei durchsuchten daraufhin das Gelände und den Luftraum – auch mit einem Polizeihubschrauber. Die Suche blieb jedoch erfolglos. Trotz „umfangreicher Fahndungsmaßnehmen“ habe kein Verursacher identifiziert werden können, erklärte die Polizei. Auch die Drohnenart war zunächst nicht bekannt. Genauso wenig, ob es sich um eine oder mehrere Drohnen handelte.

Ab jetzt muss gelten: Abschießen statt Abwarten! Und zwar konsequent!

Markus Söder, Bayerns Ministerpräsident (CSU)

Die „Bild“ berichtete am Freitagnachmittag, dass die ersten Drohnen schon um 19.30 Uhr über dem Fliegerhorst in Erding gesichtet worden sein sollen. Dort ist demnach ein Innovationszentrum der Bundeswehr, in dem Drohnen der nächsten Generation erprobt werden.

Um 20.30 Uhr seien die Drohnen dann am Flughafen gesichtet worden. Es könnten bis zu sechs Drohnen gewesen sein, die Bundeswehr bestätigte fünf. Die Spannweite der Drohnen betrug demnach nach Angaben von Zeugen zwischen 60 Zentimetern und einem Meter. Erstsichtungen habe es von mehreren Zeugen in Erding gegeben, dann am acht Kilometer entfernten Flughafen selbst.

Der Betrieb am Flughafen am wurde am frühen Freitagmorgen wieder aufgenommen. Auf der Flughafenwebsite wurden mehrere Flüge als „gestartet“ angezeigt. Auch auf der Flugortungswebsite „Flightradar24“ wurden Flüge angezeigt, die vom Flughafen in München starteten.

Die Störung hatte erhebliche Auswirkungen auf den Flugverkehr:

  • 32 Flüge waren insgesamt betroffen
  • 17 Flüge wurden komplett gestrichen
  • 15 Flüge mussten nach Stuttgart, Nürnberg, Wien und Frankfurt umgeleitet werden
  • Rund 3000 Reisende konnten nicht wie geplant fliegen

Für die gestrandeten Passagiere richtete der Flughafen Notunterkünfte ein. Hunderte Menschen mussten die Nacht auf Feldbetten in den Terminals verbringen. Andere wurden in Hotels untergebracht. Der Flughafen stellte Decken, Getränke und Snacks bereit.

Menschen warten nach Drohnensichtungen und Flugausfällen in Flughafen München auf Feldbetten.

© dpa/Jason Tschepljakow

Viele Fragen bleiben offen

Unklar ist bislang, ob in München tatsächlich eine konkrete Gefahr für den Flugverkehr bestand. Auch ist nicht bekannt, ob der Flughafen über Systeme zur Drohnenerkennung verfügt oder ob nur auf Sichtmeldungen reagiert wurde.

Ob es einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen in München, Schleswig-Holstein und Dänemark gibt, ist ebenfalls offen.

Drohnensichtungen nehmen zu

Der Vorfall in München reiht sich in eine Serie ähnlicher Ereignisse ein. Auch im belgisch-deutschen Grenzgebiet wurden mehrere Drohnen über einem Militärstützpunkt gesichtet. Die Drohnen hätten in der Nacht zum Freitag den grenznahen belgischen Armeestandort Elsenborn überflogen, sagte eine Sprecherin des belgischen Verteidigungsministeriums am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Details seien noch nicht bekannt.

Erst vergangene Woche wurden in Schleswig-Holstein Drohnen über kritischer Infrastruktur gesichtet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in diesem Fall. Auch in Dänemark kam es zuletzt mehrfach zu Störungen des Luftverkehrs durch Drohnen.

Die Deutsche Flugsicherung verzeichnet einen deutlichen Anstieg von Drohnenstörungen:

  • 2023: 99 Fälle
  • 2024: 113 Fälle
  • 2025: 144 Fälle (bis Ende August)

Bayern will Polizeiaufgabengesetz ändern

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bekräftige am Freitagmorgen, dass der Freistaat nun schnell handeln werde. „Die Drohnenvorfälle zeigen den großen Druck. Ab jetzt muss gelten: Abschießen statt Abwarten! Und zwar konsequent! Unsere Polizei muss Drohnen sofort abschießen können“, sagte der CSU-Chef der „Bild“ und postete es später auf der Plattform X.

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Dafür will Bayern sein Polizeiaufgabengesetz ändern. „Wir wollen die rechtlichen Möglichkeiten der bayerischen Polizei deutlich erweitern, damit sie sofort und effektiv gegen Drohnen vorgehen kann. Das bedeutet auch, dass die Polizei bei akuter Gefahr Drohnen sofort abschießen darf“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am Freitagnachmittag. Die technische Ausrüstung der bayerischen Polizei solle in diesem Bereich kontinuierlich modernisiert und ausgebaut werden.

Markus Söder zufolge sollen konkrete Schritte bei der Kabinettssitzung am kommenden Dienstag beschlossen werden sollen. „Der Iron Dome für Deutschland muss kommen. Wir brauchen endlich einen wirksamen Schutz unserer gesamten Infrastruktur und militärischen Einrichtungen. Bayern macht dazu ein Schnellgesetz. Wir behandeln das schon am Dienstag im Ministerrat“, sagte Söder demnach weiter.

Bundeswehr soll Amtshilfe leisten

Dabei soll im Zuge von Amtshilfe für die Polizei künftig auch die Bundeswehr eine Rolle spielen. Einen entsprechenden Entwurf für ein neues Luftsicherheitsgesetz wolle er schon bald vorlegen, kündigte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) in Saarbrücken an. Die Gefahr durch Drohnen werde größer - nicht nur durch eine höhere Zahl, sondern auch durch die Qualität der Geräte. Dobrindt sprach von Fluggeräten mit einer Spannweite von bis zu acht Metern, die in Schleswig-Holstein gesichtet worden sein.

Über die Art und Anzahl der Drohnen, die am Vortag nahe dem Flughafen Münchens gesichtet worden waren, machte der CSU-Politiker keine Angaben. Man könne die Zahl noch nicht nennen, weil auch Mehrfach-Sichtungen eines Fluggerätes infrage kämen. Auch Hintergründe zu möglichen Piloten und deren mögliche Motivation seien noch nicht geklärt. (dpa, lem)

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