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Anwohner bahnen sich einen Weg durch eine überschwemmte Straße nach schweren Regenfällen in der Stadt Bago  in Myanmar am 9. Oktober 2023.

© AFP/SAI AUNG MAIN

29 Tote und viele Verletzte: Armeeangriff auf Lager für Vertriebene in Myanmar

Im Norden Myanmars hat das Militär ein Lager für Vertriebene angegriffen und zahlreiche Menschen getötet. Nach tagelangem Monsunregen sind Teile des Landes überflutet.

Am Montagabend sind bei einem Militärangriff auf ein Lager für Vertriebene im Norden Myanmars nach Angaben von Rebellen 29 Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden. Wie ein Sprecher der Rebellenorganisation Kachin Independence Army (KIA) mitteilte, seien unter den Leichen auch Kinder und ältere Menschen. 56 Menschen seien zudem verletzt worden.

„Wir haben keine Flugzeuge gehört“, sagte der Sprecher der Rebellen, Oberst Naw Bu. Es werde geprüft, ob das Militär eine Drohne eingesetzt habe, um das Lager in der Nähe der Stadt Laiza an der chinesischen Grenze anzugreifen. Örtliche Medien veröffentlichten Bilder von Rettungskräften, die Leichen aus Trümmern bergen. Zudem waren mindestens zehn leblose Körper zu sehen, die auf Handtüchern und Planen auf dem Boden lagen.

Auseinandersetzungen zwischen Militär und Rebellen

Junta-Sprecher Zaw Min Tun sagte, das Militär untersuche die Berichte. Womöglich habe ein Bombenlager der Rebellen in dem Gebiet eine Explosion verursacht, fügte er hinzu, ohne jedoch Belege dafür anzuführen.

Seit Jahrzehnten kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem Militär und der Rebellenorganisation KIA, die Teile des Bundesstaates Kachin kontrolliert. Seit dem Putsch durch das Militär im Jahr 2021 haben sich die Kämpfe verschärft. Mehr als 10.000 Menschen in Kachin wurden vertrieben. Bei Luftangriffen des Militärs auf ein von der KIA organisiertes Konzert waren vor einem Jahr 50 Menschen getötet und 70 weitere verwundet worden. Die Junta bezeichnete damals Berichte über zivile Opfer als „Gerüchte“.

Das Militär hatte im Februar 2021 die Macht in Myanmar an sich gerissen und die mit großer Mehrheit gewählte Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt.

Überschwemmungen nach tagelangem Regen

Nach extremem Monsunregen sind Teile Myanmars meterhoch überflutet. Besonders schlimm ist die Situation in der Region Bago im Süden des Landes, wo mehr als 14 000 Menschen vertrieben wurden. Auch der Bahnverkehr zwischen den größten Städten des Landes sei wegen der Wassermassen unterbrochen, berichtete das staatliche Fernsehen am Dienstag. Betroffene baten auf sozialen Medien dringend um Hilfe. Besonders nötig würden Kleider und Lebensmittel benötigt, hieß es.

„Die Überschwemmungen haben am Samstag nach drei Tagen pausenlosen Regens begonnen“, sagte Nway Nway, eine Einwohnerin der Stadt Bago, der Deutschen Presse-Agentur. „Das Wasser steht sehr hoch, die Situation ist schlimm. Einige hier haben alles verloren“, erzählte die 21-Jährige.

Retter kämen derzeit nur mit Booten zu den betroffenen Gebieten durch, sagte ein anderer Bewohner, Myo Min. „Um diese Jahreszeit gibt es oft Überschwemmungen, aber dieses Mal ist es viel schlimmer.“ Die Menschen seien darauf nicht vorbereitet gewesen. (AFP/dpa)

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