
© Reuters/Eduardo Munoz
Ex-Präsident vor Gericht: Das ist der Mann, der Donald Trump anklagt
Alvin Bragg ist New Yorks Chef-Staatsanwalt. Sein größter Fall macht ihn zu einem Gegenspieler Trumps – und zur Zielscheibe für dessen Anhänger. Wer ist der Mann?
Stand:
Alvin Bragg wird als der erste US-Staatsanwalt in die Geschichte eingehen, der einen ehemaligen Präsidenten anklagt. Eine Rolle, die den ersten schwarzen Chef-Ankläger Manhattans zu internationaler Bekanntheit als Gegenspieler von Ex-Präsident Donald Trump bringen und zum Feindbild der amerikanischen Rechten machen dürfte.
Dabei gilt der 49-jährige ehemalige Bundesanwalt trotz seiner Zugehörigkeit zur demokratischen Partei als nicht übermäßig interessiert an politischen Ränkespielen. Bragg wuchs in den 80er-Jahren im Manhattaner Viertel Harlem auf und erlebte Kriminalität am eigenen Leib.
„Bevor ich 21 Jahre alt war, wurde sechs Mal eine Waffe auf mich gerichtet: drei Mal von Polizisten und drei Mal von Leuten, die keine Polizisten waren. Ich hatte ein Messer an meinem Hals, eine halbautomatische Waffe an meinem Kopf und ein Mordopfer vor meiner Haustür“. Das schrieb der Familienvater zwei Tage nach Antritt als Bezirksstaatsanwalt im Januar 2022 an seine Mitarbeitenden.
Bevor ich 21 Jahre alt war, wurde sechs Mal eine Waffe auf mich gerichtet: drei Mal von Polizisten und drei Mal von Leuten, die keine Polizisten waren.
Alvin Bragg, US-Staatsanwalt und potenzieller Ankläger von Donald Trump
Der Havard-Absolvent leitete mit dem Memo nach einer knapp gewonnen Wahl eine neue Agenda ein, die ihm viel interne Kritik und Widerstand der Polizei einbrachte. Die Anweisung, mehr Ressourcen auf die Verfolgung schwerer Gewaltverbrechen und weniger auf Vergehen im Zusammenhang mit Drogen oder Prostitution zu verwenden.
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Auch wurde der Chef-Staatsanwalt in den vergangenen Monaten dafür kritisiert, zu zaghaft gegenüber Trump zu sein.
Vor gut einem Jahr kündigten zwei ranghohe Staatsanwälte aus Braggs Büro, Mark Pomerantz und Carey Dunne, nachdem der Chefankläger sich gegen eine Anklage Trumps in einer Ermittlung entschieden hatte. Pomerantz veröffentlichte schließlich ein Buch, in dem er Bragg als widerwillig darstellte, einen Prozess gegen den Ex-Präsidenten anzustreben.
Ich bringe harte Fälle, wenn sie bereit sind.
Alvin Bragg zur Kritik, er sei Trump bisher zu zaghaft angegangen
Der eher medienscheue Bragg konterte in einem seiner wenigen TV-Interviews: „Ich bringe harte Fälle, wenn sie bereit sind“. Und der Fall von Mark Pomerantz sei eben noch nicht bereit gewesen.
Diese Hürde scheint die offenbar bevorstehende Anklage Trumps wegen Schweigegeldzahlungen an Pornodarstellerin Stormy Daniels nun genommen zu haben – was für Bragg persönlich und auch seine Mitarbeiter wohl einen politischen Feuersturm durch die amerikanische Rechte bedeutet.
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Diese zeichnet Bragg als Demokrat, der weich gegenüber Kriminellen ist und lieber politische Gegner durch den Missbrauch seiner Macht aus dem Weg räumt, als für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Eine indirekte Wahlkampfunterstützung Braggs durch den bei Konservativen verhassten US-Investor George Soros gibt ihnen zusätzliche Munition.
Trump selbst hatte Bragg bereits als „Rassist“ bezeichnet. Und der Aufruf an seine Anhänger, gegen die Anklage – und Trumps angebliche Festnahme – zu protestieren, erinnerte viele Amerikaner fatal an Trumps Widerstandsrhetorik direkt vor der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021. Auch Trumps Wahlkampfteam, der ehemalige Präsident wird im kommenden Jahr erneut um das höchste Regierungsamt kämpfen, zeigt sich angriffslustig und bezeichnete Bragg als „woken Tyrannen“.
Während die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Gerichtsgebäude in Manhattan bereits erhöht wurden, schwor Bragg seine Kolleginnen und Kollegen auf turbulente Wochen und Monate ein. In einem in US-Medien zitierten Brief an die Belegschaft versprach er, dass allen Drohungen gegen die Staatsanwaltschaft nachgegangen werde: „Wir tolerieren keine Versuche, unser Büro einzuschüchtern oder die Rechtsstaatlichkeit in New York zu bedrohen.“
Auch am Tag, an dem die Nachricht über Trumps Anklage durchsickerte, versammelten sich wieder Gegner und Fans des Ex-Präsidenten vor dem Gerichtsgebäude.(dpa)
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