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Britisches Verteidigungsministerium: 60 Frauen beschweren sich in Brief über „toxisches“ und „feindseliges“ Verhalten
In dem Brief werden Machtmissbrauch, Belästigung und auch sexuelle Übergriffe geschildert. Das soll nur „die Spitze des Eisbergs“ sein. Das Ministerium reagiert betroffen.
Stand:
In einem Brief haben sich 60 Mitarbeiterinnen im britischen Verteidigungsministerium über „toxisches“ und „feindseliges“ Verhalten ihrer männlichen Kollegen beschwert. Darin werden in anonymisierten Zeugenaussagen Machtmissbrauch, Belästigung und auch sexuelle Übergriffe geschildert. Die 60 Frauen, die den Brief, der dem britischen „Guardian“ vorliegt, unterschrieben haben, sind allesamt hochrangige Mitarbeiterinnen.
Im Brief heißt es, dass „der Berufsalltag schwierig sei, aufgrund von Verhaltensweisen, die in der Öffentlichkeit als toxisch und unangemessen gelten würden, im Verteidigungsministerium aber toleriert würden“. Dazu zählten aufdringliches Starren, sexualisierte Kommentare und regelmäßige Kommentare über die Kleidung, das Aussehen und den Geruch der Frauen.
Konkrete Beispiele, die in dem Brief genannt werden, sind:
- Eine Frau wurde unangemessen berührt, doch angehalten, sich nicht darüber zu beschweren.
- Eine Frau, die für das Verteidigungsministerium im Ausland arbeitet, berichtet, dass sie von einem hochrangigen Militäroffizier „wiederholt am unteren Rücken und an den Beinen angefasst wurde“. Der Mann sei nicht bestraft worden.
- Einige Frauen berichten, dass Militäroffiziere, ein Excel-Dokument geführt haben sollen, indem Frauen nach ihrem Aussehen bewertet werden und danach, „wie sie dachten, dass sie im Bett sind“.
- Eine Frau berichtet, dass ein hochrangiger Offizieller sie vor einer Abendveranstaltung gefragt hat, „ob Analverkehr ein angemessenes Thema für seine Rede ist“.
Das britische Verteidigungsministerium erklärte in einem Statement: „Wir sind zutiefst betroffen von den Beschwerden und werden Maßnahmen ergreifen, um die Missstände anzugehen. Keine Frau sollte sich unsicher fühlen im Ministerium, dieses Verhalten wird nicht toleriert. Wir rufen jede Person, die solch eine Erfahrung gemacht hat oder eine solche Situation beobachtet hat, auf, diese sofort zu melden.“
Die Frauen berichten, dass die Vorwürfe in dem Brief nur „die Spitze des Eisbergs“ seien. Sie werfen dem Verteidigungsministerium vor, ihre Versuche, auf die Missstände aufmerksam zu machen, bislang „generell heruntergespielt zu haben, anstatt ihnen zuzuhören“. (Tsp)
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