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Beerdigung eines Söldners der Wagner-Gruppe mit Kadetten einer Militärakademie

© Reuters/Igor Russak

„Die Gruppe muss die Schusslinie erreichen“: Ein Wagner-Insider beschreibt den Irrsinn an der Front

In Wellen werden Söldner der Gruppe Wagner im Donbass auf ukrainische Stellungen losgelassen. Unzählige sterben. Was genau passiert, davon berichtet nun ein mutmaßlicher Insider.

Seit mehreren Monaten kämpfen Söldner der paramilitärischen Gruppe Wagner in der Donbass-Region. Insbesondere um die Stadt Bachmut und den Nachbarort Soledar wird noch immer heftig gekämpft. Die Front verschiebt sich, wenn überhaupt, nur wenige Meter am Tag. Und der Preis, den die russischen Söldner dafür bezahlen, ist hoch.

Laut US-Informationen sind bisher mehr als 4000 Wagner-Söldner in der Ukraine gestorben – rund 1000 davon bei den Kämpfen um Bachmut –, und etwa 10.000 Wagner-Kämpfer sollen verwundet worden sein.

„Wagner-Soldaten rücken unter Beschuss offen auf uns zu, selbst wenn sie das Land mit ihren Leichen übersäen und von 60 Leuten in ihrem Zug nur noch 20 übrig sind“, beschrieb ein ukrainischer Kommandant die Vorgänge der vergangenen Wochen und Monate bei der „BBC“. Verglichen wurde die Taktik des Öfteren mit „menschlichen Wellen“, die auf die ukrainischen Stellungen losgelassen werden.

Ein Wagner-Insider beschreibt den Irrsinn an der Front

Wie die Wagner-Söldner dabei konkret vorgehen, soll nun ein Insider einem russischen investigativen Medium ausführlich beschrieben haben. Auch der britische Militärhistoriker Chris Owen zitiert die Quelle auf Twitter. Unabhängig prüfen lassen sich die Aussagen jedoch nicht.

Was auch immer passiert, die Gruppe muss die Schusslinie erreichen.

Ein Wagner-Insider über das Vorgehen an der Front

Zuerst würden die sogenannten Schocktruppen mit der besten Ausrüstung auf die gegnerischen Stellungen stürmen. Jede Einheit bestehe dabei aus acht Kämpfern. „Was auch immer passiert, die Gruppe muss die Schusslinie erreichen“, wird der Insider zitiert.

Dabei handele es sich um keine Floskel, sondern um einen wörtlich zunehmenden Befehl. „Wer die Aufgabe nicht erfüllt, wird hingerichtet, ganz gleich, welche mildernden Umstände er vorbringt“, heißt es. Sobald „Feuerkontakt“ mit den feindlichen Truppen hergestellt sei, beginne die erste Einheit damit, Schutzgräben auszuheben, um sich zu verschanzen.

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Wer von den ersten acht Soldaten überlebt, markiert die Position und gibt den Standort der feindlichen Truppen an die Artillerieeinheiten durch, berichtet die Insider-Quelle weiter. „Selbst wenn die erste Gruppe auf null dezimiert wurde, weiß die nächste schon, wo die vorherige angekommen ist.“ Daraufhin beginne der Artilleriebeschuss.

Welle auf Welle auf Welle

Das Muster wiederholt sich nach Angaben der Quelle so oft, bis es einer Gruppe gelingt, die Schutzstellungen erfolgreich aufzubauen und zu sichern. „Normalerweise werden vier Wellen für einen Angriff vorbereitet. Aber es gab Fälle in Soledar, bei denen 14 Wellen nötig waren, um ein Gebiet einzunehmen“, wird der Wagner-Insider zitiert. Natürlich hätte es Überlebende gegeben, „aber die Opferzahl lag bei hundert oder mehr“.

Die hohen Opferzahlen würden sich ebenso wie der Mangel an Artilleriemunition zunehmend bemerkbar machen. „Der Tausch von Menschen gegen Territorium ist vorteilhaft, wenn das Territorium klein und die Menschen in der Reserve reichlich vorhanden sind. Wenn man dagegen für jeden Meter kämpfen muss und die Kämpfer knapp geworden sind, beginnen die Probleme“, beschreibt der Insider die Situation an der Front.

Um genügend Kämpfer für seine brutale Taktik zu finden, rekrutiert Wagner seit Längerem in russischen Gefängnissen. Zuletzt häuften sich jedoch die Meldungen, wonach es zunehmend schwieriger werde, neue Häftlinge zu finden, die zu einem Kampfeinsatz bereit seien. (Tsp)

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