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In ganz Illinois kommt es zu Razzien gegen mutmaßlich illegale Einwanderer.

© Symbolbild/Getty Images via AFP/JAMIE KELTER DAVIS

Update

„Diese Behörde ist völlig außer Kontrolle geraten“: ICE-Beamte stürmen Kita in Chicago

Mit Sturmhaube haben Beamte der Einwanderungsbehörde ICE am Mittwoch eine Razzia in einer Kita der demokratisch regierten Stadt Chicago durchgeführt. Auch Altenheime sind betroffen.

Stand:

Es ist eine neue Form der Eskalation: Die US-Einwanderungsbehörde ICE hat im Zuge des von Präsident Donald Trump geforderten verschärften Vorgehens gegen Einwanderer eine Kindertagesstätte in Chicago gestürmt und eine Erzieherin festgenommen.

Die Kinder weinten, die Eltern weinten.

Tara Goodarzi, Anwältin und Mutter eines dreijährigen Kindes, das die Kita besucht

Der Vorfall am Mittwoch in der Kita Rayito de Sol in einem Wohnviertel im Norden der Stadt löste Panik bei Mitarbeitern und Eltern von Säuglingen und Kleinkindern aus, wie die Nachrichtenagentur Reuters von der Belegschaft erfuhr. Bei der festgenommenen Frau handelt es sich demnach um die Erzieherin Diana Santillana aus Kolumbien.

„Die Kinder weinten, die Eltern weinten“, sagte die Anwältin Tara Goodarzi, die gerade ihr dreijähriges Kind abgeben wollte, als die Beamten das Gebäude betraten. „Das ist eine Szene, die wir nicht vergessen werden.“

Laura Tober, die Mutter eines Kindes aus Santillanas Gruppe, beschrieb die Erzieherin als freundlich und fürsorglich. Der lokale Fernsehsender WGN-TV zeigte Aufnahmen, auf denen zu sehen ist, wie zwei Männer, einer davon mit Sturmhaube, eine schreiende Frau aus der Kita zerren. Auf den Aufnahmen ist zu hören, wie die Frau auf Spanisch sagt, sie habe Papiere.

3.000
Festnahmen von mutmaßlich illegalen Einwandern gab es mindestens seit September in Chicago.

Eine Sprecherin des Heimatschutzministeriums teilte mit, ICE-Mitarbeiter hätten eine kolumbianische Frau und einen Mann in den Eingangsbereich der Kita verfolgt, nachdem diese vor einer gezielten Verkehrskontrolle geflohen seien.

Die Bundesbehörden erklärten, dass sich die Erzieherin illegal im Land aufgehalten habe, berichten US-Medien. Lokale Behörden von Chicago widersprechen dieser Darstellung indes und behaupten, dass die Erzieherin über eine Arbeitserlaubnis verfüge und über ihren Asylantrag noch nicht entschieden worden sei. Zudem hätten die Beamten die Kindertagesstätte ohne Durchsuchungsbefehl betreten.

„Wir fordern, dass sie sofort freigelassen wird“, sagte der Bezirks-Stadtrat Matt Martin (Demokraten). „Wir brauchen diese Pädagogin zu Hause, ihre Familie braucht sie, ihre Schüler brauchen sie, ihre Kollegen brauchen sie, und wir brauchen sie auch, um den Terror in unserer Gemeinde zu beenden“, wird er in lokalen Medien zitiert.

„Diese Behörde ist völlig außer Kontrolle geraten“, sagte die Kongressabgeordnete Delia Ramirez (Demokraten) zum Vorgehen der US-Einwanderungsbehörde ICE. Wo die Erzieherin derzeit festgehalten wird, ist laut US-Medien nicht bekannt.

Die Razzia ist Teil eines verschärften Vorgehens gegen Einwanderer in Chicago, das im September begann. Seitdem hat es dem Ministerium zufolge mehr als 3.000 Festnahmen gegeben. Unter den Festgenommenen sollen sich auch US-Staatsangehörige und Menschen ohne Vorstrafen befinden. Das Vorgehen der Beamten geriet auch bei anderen Vorfällen in die Kritik.

Auch Seniorenheime sind betroffen

Vergangene Woche stürmten sie in Evanston, einem Vorort von Chicago, eine Seniorenwohnanlage. Dort wurde der 89-jährige Don Rogan Zeuge, wie bewaffnete Männer einen Landschaftsgärtner verfolgten.

Der Vorfall habe ihn an das Verhalten der Polizei gegen Demonstranten in Chicago im Jahr 1968 erinnert, sagte er. „Es brachte die Erinnerung zurück. Oh, mein Gott. Was tun wir da, was geht hier vor, und so soll es doch nicht sein.“

Die Beamten von Donald Trumps Einwanderungsbehörde ICE und die Sicherheitsleute, die sie begleiten, sind in der Regel vermummt, um nicht erkannt zu werden.

© Getty Images via AFP/JAMIE KELTER DAVIS

Auch in Los Angeles sorgte das Vorgehen der Behörden am Dienstag für Aufsehen. Dort nahmen Beamte der Grenzschutzpolizei auf einem Baumarkt-Parkplatz einen US-Bürger fest, während sein Kleinkind im Auto saß. Anschließend stiegen zwei maskierte Beamte in das Auto und fuhren mit dem Kind davon, wie Videos von Augenzeugen zeigten.

Der Sprecherin des Heimatschutzministeriums zufolge hatte der Vater die Beamten mit einem Hammer bedroht und mit Steinen beworfen. Zudem habe er eine gestohlene Waffe im Auto gehabt. Reuters konnte die Anschuldigungen nicht unabhängig überprüfen. Das kleine Mädchen wurde Stunden später seiner Mutter übergeben. (Tsp/Reuters)

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