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Ein Soldatenhelm liegt auf dem Boden

© IMAGO/Aziz Karimov

Nikolai Peskow sah es als „seine Pflicht“: Sohn von Kremlsprecher kämpfte an der Seite der Wagner-Söldner

Die meisten Nachkommen der russischen Elite werden zum Studium geschickt, um keinen Kriegsdienst leisten zu müssen. Ein bekanntes Gesicht soll nun aber der Truppe von Jewgeni Prigoschin gedient haben.

| Update:

Der Sohn von Kremlsprecher Dmitri Peskow hat im russischen Krieg gegen die Ukraine nach eigenen Angaben an der Seite der Wagner-Söldner gekämpft.

Er habe dort unter falschem Namen als Artillerist gedient, sagte Nikolai Peskow in einem Interview der Zeitung „Komsomolskaja Prawda“. Er ist der 33-jährige Sohn von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

„Es geschah auf meine Initiative hin“, sagte Peskow, dessen Vater seit 2008 als Kreml-Sprecher fungiert. „Ich habe es als meine Pflicht angesehen.“ 

Er habe seinen Vertrag für etwas weniger als ein halbes Jahr unter einem falschen Namen erfüllt, um seine wahre Identität zu verbergen, sagte Peskow. Er habe eine Tapferkeitsmedaille erhalten, so die Zeitung.

Auf die Frage, was sein Vater davon halte, sagte Nikolai: „Er ist stolz auf mich, glaube ich. Mein Vater hat mir gesagt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.“

Prigoschin und Peskow stimmten sich über Kriegseinsatz ab

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin teilte am Samstag mit, dass sich Peskows Vater selbst an ihn gewandt habe wegen des Kriegseinsatzes.

Er riet dem Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin demnach, seinen Sohn nicht in die regulären Truppen des Verteidigungsministeriums zu schicken. Der Wagner-Chef kritisiert immer wieder die schlechte Ausrüstung und mangelhafte Ausbildung und Führung der Soldaten.

Prigoschin lobte Peskows Einsatz. Die Kinder der meisten Vertreter der russischen Elite drückten sich vor dem Kriegseinsatz. „Die Eltern verstecken sie“, klagte der 61-Jährige. Die Söhne würden an die Uni geschickt, wo sie freigestellt seien vom Dienst an der Waffe. Dagegen würden die Kinder von Arbeitern in dem Krieg sterben.

Peskow diente bereits den russischen Raketentruppen

Nikolai Peskow wurde 1990 geboren und lebte in den zehn Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 in Großbritannien, wie die Zeitung „Kommersant“ berichtete. Danach kehrte er nach Russland zurück und diente von 2010 bis 2012 bei den strategischen Raketentruppen.

2022 rief ein Mitarbeiter des inhaftierten Oppositionspolitikers Alexej Nawalny, der sich als russischer Militäroffizier ausgab, Peskow junior an und forderte ihn auf, sich bei einem Einberufungsbüro zu melden.

Peskow teilte ihm mit, dass er nirgendwo hingehen werde und die Situation auf einer anderen Ebene lösen werde, wie aus einer im Internet veröffentlichten Aufzeichnung des Anrufs hervorgeht.

Eine Reaktion von Dmitri Peskow, der sonst schnell reagiert, gab es zunächst nicht auf die auch von Staatsmedien aufgegriffene Nachricht.

Niemand in der Truppe habe von der Aktion gewusst, so der Wagner-Chef. „Darüber habe nur ich Bescheid gewusst und der Chef des Kaderdienstes“, sagte Prigoschin. „Er hat Mut und Heldentum gezeigt - genauso, wie alle.“

Jetzt sei der Sohn von Peskow nach sechs Monaten Dienst im Urlaub. Der Wagner-Chef wirbt immer wieder damit, dass er seine Kämpfer besser behandele, ausrüste und bezahle als die reguläre russische Armee ihre Soldaten. (dpa, Reuters)

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