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Er soll 2026 gegen Lula antreten: Brasiliens Ex-Präsident Bolsonaro macht Sohn Flávio zu politischem Erben
Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro war kürzlich zu 27 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nun soll sein Sohn Flávio „unser nationales Projekt fortsetzen“.
Stand:
Flávio Bolsonaro, der Sohn des inhaftierten brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro, soll nach eigenen Angaben das politische Erbe seines Vaters antreten. „Ich bestätige die Entscheidung von Jair Messias Bolsonaro, mir die Aufgabe zu übertragen, unser nationales Projekt fortzusetzen“, erklärte Flávio Bolsonaro am Freitag im Onlinedienst X. Der 44-jährige Senator wird damit ein Anwärter auf das Amt des Präsidenten bei der Wahl im Oktober 2026.
Dies teilte auch der Chef von Bolsonaros rechtsgerichteter Liberaler Partei, Valdemar Costa Neto, der Nachrichtenagentur Reuters mit. Er habe vom Senator erfahren, dass der Ex-Präsident dessen Kandidatur bestätigt habe.
Der ultrarechte Ex-Präsident war vom Obersten Gericht Brasiliens im September wegen eines geplanten Umsturzes zu gut 27 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Bolsonaro, der Brasilien von 2019 bis 2022 regierte, war schuldig gesprochen worden, eine „kriminelle Organisation“ angeführt zu haben, die seine 2022 erlittene Wahlniederlage gegen den heutigen linksgerichteten Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva kippen wollte.
Das Oberste Gericht gelangte zu dem Schluss, dass Bolsonaro seine Anhänger zur Erstürmung des Obersten Gerichts, des Präsidentenpalastes und des Kongresses in der Hauptstadt Brasília am 8. Januar 2023 angestiftet hatte. Hunderte Unterstützer waren damals in die Gebäude eingedrungen und hatten dort schwere Verwüstungen angerichtet. Die Szenen der Gewalt erinnerten an den Angriff von Anhängern des damals abgewählten US-Präsidenten Donald Trump auf das Kapitol in Washington zwei Jahre zuvor.
Bolsonaro, der wegen eines früheren Urteils bis 2030 von allen politischen Ämtern ausgeschlossen ist, bezeichnet sich hingegen als unschuldig und als Opfer politischer Verfolgung. Auch US-Präsident Trump spricht von einer „Hexenjagd“ und verhängte als Konsequenz Strafzölle gegen Brasilien, von denen allerdings mittlerweile viele rückgängig gemacht wurden.
Die Nachricht belastete die brasilianischen Finanzmärkte. Die Landeswährung Real schwächte sich um rund zwei Prozent gegenüber dem US-Dollar ab, während der Leitindex der Börse Bovespa um drei Prozent nachgab.
Einige Investoren hatten darauf gehofft, dass Bolsonaro einen als wirtschaftsfreundlicher geltenden Kandidaten mit Regierungserfahrung wie den Gouverneur von Sao Paulo, Tarcisio de Freitas, unterstützen würde. Die Entscheidung des Ex-Präsidenten könnte nach Einschätzung eines Ökonomen von Garantia Capital die Beziehungen zwischen der von ihm geschaffenen rechten Bewegung und zentrumsnäheren Parteien zerstören.
„Der Markt schätzt Flavio als schwächeren Kandidaten als Tarcisio in einem Rennen gegen Lula ein“, sagte eine Analystin von Empiricus Research. Der Ökonom ergänzte: „Der Markt hatte auf Tarcisio gesetzt, um diese Allianzen zu schmieden und den Weg für einen Sieg der Rechten 2026 zu ebnen. Jetzt müssen wir abwägen, ob Flavio Bolsonaro diese breite politische Unterstützung wieder vereinen kann.“ (AFP/Reuters)
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