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Er soll persönlich Gegner von Assad gefoltert haben: Früherer Leiter von syrischem Gefängnis steht in den USA vor Gericht
Ein 72-Jähriger, der seit 2020 in den USA lebt, kommt vor Gericht. Er soll Inhaftierten persönlich körperliche und seelische Schmerzen zugefügt haben, sagt die US-Justiz. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft.
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In den USA ist der frühere Leiter eines berüchtigten syrischen Gefängnisses nach Angaben des US-Justizministeriums am Donnerstag wegen Foltervorwürfen angeklagt worden. Der bereits wegen anderer Vorwürfe inhaftierte 72-Jährige werde beschuldigt, persönlich Gegner der gerade gestürzten Regierung des Machthabers Baschar al-Assad gefoltert zu haben, erklärte das Justizministerium.
Der 72-Jährige soll das umgangssprachlich als Adra-Gefängnis bekannte Zentralgefängnis von Damaskus von etwa 2005 bis 2008 geleitet haben. Seit 2020 lebt er in den USA und war im Juli 2024 in Los Angeles wegen weiteren Vorwürfen gegen ihn festgenommen worden.
Der 72-Jährige habe Inhaftierten persönlich körperliche und seelische Schmerzen zugefügt sowie seine Mitarbeiter angewiesen, dies zu tun, erklärte die US-Justiz. So seien Häftlinge etwa an der Decke aufgehängt und dann geschlagen worden oder ihre Körper mit einem als „Fliegender Teppich“ Gerät verbogen worden, teils mit gebrochenen Wirbeln als Ergebnis.
Er muss sich wegen Folter in drei Anklagepunkten und in einem weiteren Anklagepunkt wegen Verschwörung zur Folter verantworten. Sollte er verurteilt werden, drohen ihm für jeden der Foltervorwürfe bis zu 20 Jahre Haft.
Dem Justizministerium zufolge hatte der Mann eine ganze Reihe verschiedener Posten im syrischen Polizeiapparat und der Staatssicherheit inne. Er gehörte demnach auch Assads Baath-Partei und war 2011 von dem Machthaber zum Gouverneur der Provinz Deir Essor ernannt worden.
Die Anklage kommt nur wenige Tage nach einem Umsturz in Syrien. Die islamistische Gruppierung Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Milizen hatten nach ihrer am 27. November begonnenen Großoffensive am Sonntag die syrische Hauptstadt Damaskus eingenommen und den seit Jahrzehnten herrschenden Machthaber Assad gestürzt. Assad setzte sich ins Ausland ab.
Die Assad-Familie hatte das Land seit mehr als 50 Jahren mit eiserner Hand regiert. Assad hatte die Macht im Land im Jahr 2000 von seinem verstorbenen Vater Hafis al-Assad übernommen und damit auch einen Apparat von Gefängnissen und Haftanstalten, in denen Andersdenkende weggesperrt wurden.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind mehr als 100.000 Menschen in syrischen Gefängnissen gestorben, häufig unter Einwirkung von Folter. Mit Assads gewaltsamer Niederschlagung pro-demokratischer Proteste im Jahr 2011 begann ein Bürgerkrieg, dem eine halbe Million Menschen zum Opfer fiel und der Millionen in die Flucht trieb. (AFP)
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