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Erste Anhörung zu LGBTQ-Eheschließung: Indische Regierung hetzt gegen gleichgeschlechtliche Ehe
Dutzende Aktivisten haben sich in einer Sammelklage gegen die patriarchalischen Werte der indischen Regierung gestellt. Der Oberste Gerichtshof soll nun über das Recht der „Ehe für alle“ entscheiden.
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Die indische Regierung hat sich vehement gegen die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe ausgesprochen und sie als "urbanes, elitäres Konzept" bezeichnet, das religiöse und soziale Werte untergräbt. Währenddessen beginnt der Oberste Gerichtshof des Landes mit der Anhörung über das Recht von LGBTQ-Personen auf Eheschließung.
Wie „The Guardian“ berichtet, wurden am Dienstag Dutzende von Petitionen von LGBTQ-Paaren und Aktivisten als Teil einer Sammelklage vor das höchste Gericht des Landes gebracht, das für das Recht von LGBTQ-Personen auf Eheschließung und Gleichstellung vor dem Gesetz kämpfe.
Es handele sich um einen der bedeutendsten Fälle im Bezug auf die Rechte von Homosexuellen seit 2018, als der Oberste Gerichtshof in einem bahnbrechenden Urteil ein Gesetz aus der Kolonialzeit, das Homosexualität unter Strafe stellte, aufhob.
Indien im Wandel
Die Anhörungen zur gleichgeschlechtlichen Ehe fänden inmitten eines gesellschaftlichen Wandels in Indien statt, in dem LGBTQ-Personen immer sichtbarer würden und das Bewusstsein für das Recht auf Gleichstellung wachse. Die meisten Menschen seien sich jedoch darüber im Klaren, dass es bis zur vollständigen gesellschaftlichen Akzeptanz und zum Schutz vor Stigmatisierung und Belästigung noch ein weiter Weg sei.
Wie „The Guardian“ weiter berichtet, habe der oberste Richter die Frage der Ehe als eine Frage von „zukunftsträchtiger Bedeutung“ bezeichnet. Ein Gremium aus fünf Richtern soll sich mit dem Fall befassen, der voraussichtlich mindestens zwei Wochen dauern wird.
Am Montag hatte die hindunationalistische Regierung unter der Führung von Premierminister Narendra Modi beim Obersten Gerichtshof eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, in welcher sie sich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe aussprach und versuchte, den Fall vom Gericht abweisen zu lassen.
"Eine gültige Ehe kann nur zwischen einem biologischen Mann und einer biologischen Frau geschlossen werden", habe es in der Erklärung geheißen. Jede Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare verstoße gegen religiöse Werte und beeinträchtige "ernsthaft die Interessen aller Bürger", so dass eine solche Entscheidung vom Parlament und nicht von den Gerichten getroffen werden sollte.
Die Modi-Regierung hatte erst vor Kurzem die Beförderung eines schwulen Anwalts an den Obersten Gerichtshof aufgrund seiner Sexualität abgelehnt.
Die Anwälte und Petenten, die die Klage eingereicht haben, zeigten sich optimistisch und betonten, dass der Oberste Gerichtshof trotz des Widerstands der Regierung bereits mehrere wichtige Urteile zu LGBTQ-Rechten gefällt habe, darunter ein Urteil aus dem Jahr 2014, in dem Transgender als "drittes Geschlecht" anerkannt wurde.
Unter den Anwälten ist auch Rohin Bhatt. Er identifiziere sich ebenfalls als queer und aus seiner Sicht habe der Fall nicht nur Auswirkungen auf LGBTQ-Paare, sondern auch auf die verfassungsmäßige Gleichstellung aller Menschen und das Recht, unabhängig von Geschlecht, Religion oder Kaste zu heiraten, wen man wolle; dies sei wichtig in einer Zeit, in der interreligiöse und kastenübergreifende Ehen vom rechten Hindu-Flügel angegriffen würden.
Laut Bericht habe Bhatt die Argumente der Regierung gegen die gleichgeschlechtliche Ehe als "entmenschlichend und entmündigend" und bezeichnet und sie beschuldigt, "der Homophobie Vorschub zu leisten".
„Es geht um die Grundrechte der Bürger“, zitiert „The Guardian“ den Anwalt. „Was wir als queere Menschen in diesem Land fordern, ist lediglich, dass die Rechte, die für heterosexuelle Paare bestehen, auf uns ausgeweitet werden; nicht mehr und nicht weniger.“ (Tsp)
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