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Geflüchtete steigen am Grenzübergang Medyka kurz hinter der ukrainischen Grenze auf polnischer Seite in einen Bus, der sie ins Stadtzentrum von Przemysl bringt (Archivbild).

© dpa/Christoph Soeder

Erstmals mehr Männer als Frauen: Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine in die EU steigt

Im September wurden so viele Schutzanträge genehmigt wie seit August 2023 nicht mehr. Hintergrund ist ein Dekret der Regierung in Kiew, das jungen Männern die Ausreise ermöglicht.

Stand:

Aus der Ukraine sind im September so viele Menschen als Kriegsflüchtlinge in die Europäische Union gereist wie seit zwei Jahren nicht mehr. Wie das europäische Statistikamt Eurostat am Montag in Luxemburg mitteilte, wurden 79.205 Anträge auf vorübergehenden Schutz genehmigt; das ist fast die Hälfte (49 Prozent) mehr als im Vormonat und die höchste Zahl seit August 2023.

Männer zwischen 18 und 22 Jahren dürfen ausreisen

Den Anstieg begründete die Behörde mit der Entscheidung der ukrainischen Regierung Ende August, jungen Männern im Alter von 18 bis 22 Jahren ungehindert eine Ausreise zu erlauben. Die ukrainische Regierung sagte, sie wolle jungen Ukrainern auf diese Weise helfen, die Verbindung zu ihrer Heimat aufrechtzuerhalten.

Nach Kriegsbeginn waren auch viele Minderjährige aus dem Land geflüchtet und nach ihrem 18. Geburtstag aus Furcht vor den Ausreisebeschränkungen nicht zurückgekehrt. Ab 25 Jahren können Männer in der Ukraine zum Kriegsdienst verpflichtet werden. Männer im Alter von 23 bis 60 Jahren dürfen das Land nur in Ausnahmefällen verlassen.

Der Anteil volljähriger Männer unter ukrainischen Flüchtlingen stieg im September auf 47 Prozent. Erstmals waren es mehr Männer als Frauen (31 Prozent). Der Anteil der Minderjährigen betrug 22 Prozent.

4,3 Millionen in der EU

  • Insgesamt hielten sich Ende September 4,3 Millionen Nicht-EU-Bürger aus der Ukraine mit temporärem Schutzstatus in der EU auf.
  • Von ihnen suchten 1,2 Millionen (28,3 Prozent) einen Aufenthalt in Deutschland, gut 1 Million (23,5 Prozent) in Polen.

Im Verhältnis zur nationalen Bevölkerung beherbergt Tschechien die meisten Schutzsuchenden – dort sind es 35,7 pro 1.000 Einwohner. An zweiter Stelle steht Polen mit 27,6, gefolgt von Estland mit 25,5. In Deutschland beträgt das Verhältnis 14,6 auf 1.000 Einwohner, EU-weit sind es 9,6.

Nach dem russischen Angriff hatte die EU im März 2022 den Geflüchteten aus der Ukraine einen temporären Schutzstatus zuerkannt. Damit haben sie Anspruch auf Wohnung, Zugang zum Arbeitsmarkt und Sozialleistungen, ohne dass sie ein Asylverfahren durchlaufen müssen. Mitte Juni verständigte sich der Rat der EU darauf, den Schutz bis 4. März 2027 zu verlängern.

In Deutschland, wo die Asylanträge insgesamt seit 2023 deutlich zurückgehen, haben sich Union und SPD im Koalitionsvertrag auf eine Neuerung verständigt: Ukrainische Flüchtlinge, die nach dem 31. März 2025 kommen, sollen die geringeren Asylbewerberleistungen erhalten, anstatt Bürgergeld. (KNA/Tsp)

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