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Eskalation in Bolivien: Anhänger von Ex-Präsident Morales besetzen Kasernen – der verkündet Hungerstreik
Bewaffnete sollen Soldaten als Geiseln genommen haben. Seit Wochen versuchen Sympathisanten des ehemaligen Staatschefs, dessen Festnahme wegen Vergewaltigungsvorwürfen zu verhindern.
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Bei Protesten in Bolivien haben Anhänger des früheren bolivianischen Präsidenten Evo Morales Regierungsangaben zufolge drei Militärkasernen besetzt und bei Straßenschlachten Dutzende Polizisten verletzt.
Soldaten und ihre Familien würden in den Kasernen von Bewaffneten als Geiseln gehalten, schrieb Präsident Luis Arce in seinen sozialen Medien. Eine genaue Zahl der dort festgehaltenen Menschen nannte er nicht. Aus dem Verteidigungsministerium verlautete, insgesamt würden „etwa 20“ Offiziere und Soldaten festgehalten.
Ein von bolivianischen Medien veröffentlichtes Video zeigt 16 Soldaten, die von mit angespitzten Stöcken bewaffneten Demonstranten umringt sind. „Das Cacique-Maraza-Regiment ist von Tipnis-Aktivisten übernommen worden“, sagt einer der Uniformierten in dem Video. „Sie haben uns Wasser und Strom abgestellt und halten uns als Geiseln.“ Tipnis ist eine Hochburg von Morales-Anhängern.
Nach 19-tägigen Straßenblockaden in dem südamerikanischen Land war die Polizei zuvor in der zentralbolivianischen Region Cochabamba gegen die Demonstranten vorgegangen. Dabei wurde Tränengas eingesetzt.
Morales verkündete am Freitag einen Hungerstreik. „Ich werde in den Hungerstreik treten, bis die Regierung (...) Verhandlungstische einrichtet“, sagte Morales in der Region Chapare zu Reportern.

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Schon seit Mitte Oktober blockieren Morales-Anhänger Straßen in verschiedenen Teilen des Landes mit seinen rund 12,4 Millionen Einwohnern und versuchen damit, eine Festnahme des Ex-Präsidenten zu verhindern. Gegen Morales laufen derzeit Ermittlungen wegen des Vorwurfs, während seiner Amtszeit im Jahr 2015 eine 15-Jährige vergewaltigt zu haben.
Der linksgerichtete Morales war von 2006 bis 2019 der erste indigene Präsident Boliviens und lange sehr beliebt – bis er versuchte, die Verfassung zu umgehen und 2019 eine vierte Amtszeit anzustreben. Er gewann zwar die Wahl, trat aber nach heftigen Protesten zurück und floh vorübergehend aus dem Land.
Vor der Präsidentenwahl im kommenden Jahr spitzt sich der Konflikt zwischen den früheren Parteifreunden Morales und Arce nun zu. Morales möchte bei der Abstimmung erneut antreten, obwohl das Verfassungsgericht ihm eine weitere Kandidatur untersagt hat. Seine Anhänger protestieren seit Wochen.
Morales versuche, mit den Protesten unter anderem eine verfassungswidrige Kandidatur durchzusetzen, sagte der amtierende Präsident Arce. (AFP, dpa)
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