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Durch den Schaden an einem Wasserkanal sei die Stromversorgung in Teilen des Kosovo in Gefahr, warnt Regierungschef Albin Kurti.

© dpa/AP/Visar Kryeziu

Explosion an Wasserkanal: Premier des Kosovo wirft Serbien Terrorakt vor

Die Spannungen zwischen Kosovo und Serbien nehmen kein Ende. Nun kam es erneut zu einem Vorfall, für den Pristina Belgrad verantwortlich macht.

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Im stark serbisch besiedelten Norden des Kosovo haben Unbekannte mit einem Sprengsatz einen Wasserkanal beschädigt, der zwei wichtige Kohlekraftwerke versorgt. Verletzt wurde dabei niemand. Ministerpräsident Albin Kurti bezeichnete den Vorfall als einen von Belgrad gesteuerten Terrorakt. 

Die Partei der ethnischen Serben des Kosovo, Srpska Lista, verurteilte die Beschädigung des Kanals und verlangte eine Untersuchung durch die Nato-geführte Friedenstruppe KFOR und die EU-Rechtsstaatsmission Eulex. 

Im Ort Zubin Potok nahe der Explosion führte Kosovos Polizei eine Großrazzia durch. Auch im Ort Zvecan wurde die Polizeipräsenz verstärkt, nachdem Unbekannte dort die Polizeistation und ein Gemeindegebäude mit Handgranaten angegriffen hatten.

Serbien weist Verantwortung für Explosion zurück

„Der Angriff wurde von Profis durchgeführt. Es ist der nächste kriminelle und terroristische Angriff, von dem wir glauben, dass er von Banden kommt, die von Serbien inszeniert und geleitet werden“, sagte Kurti.

Serbiens Präsident Aleksandar Vucic unterstütze diese kriminellen Strukturen, so Kurti. Es gebe von serbischer Seite „das Interesse, die Bereitschaft und die Fähigkeit, solche Angriffe und Schäden anzurichten“, wofür auch der Einsatz großer Sprengstoffmengen im aktuellen Fall spreche, sagte Kurti weiter. Durch den Schaden am Wasserkanal sei die Stromversorgung in Teilen des Kosovo in Gefahr.

Kurti verwies auch auf Milan Radoicic, den kosovo-serbischen Geschäftsmann, der sich zur Urheberschaft eines schweren Zwischenfalls vom September 2023 bekannt hatte. Damals hatte ein 30-köpfiger, schwer bewaffneter serbischer Kommandotrupp im nordkosovarischen Banjska bei Mitrovica Stellung bezogen und sich Kämpfe mit der kosovarischen Polizei geliefert. Radoicic floh nach Serbien und wurde dort nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen.

Die kosovarische Regierung gab später eine Erklärung ab, in der sie Kurtis Anschuldigungen wiederholte. „Erste Anzeichen“ deuteten darauf hin, dass die Explosion „vom serbischen Staat inszeniert wurde, der in der Lage ist, einen solchen kriminellen und terroristischen Anschlag auszuführen“, hieß es in der Erklärung.

Überdies seien „zusätzliche Maßnahmen zur Verstärkung der Sicherheit in der Umgebung wichtiger Infrastrukturen und Dienstleistungen wie Brücken, Transformatoren“ und anderen Orten beschlossen worden.

Serbien verurteilte den Vorfall scharf. „Solche zerstörerischen Handlungen sind inakzeptabel“, sagte Serbiens Außenminister Marko Djuric. Sie bedrohten „die fragile Stabilität, die wir aufrechtzuerhalten versuchen“. „Wir rufen alle Parteien auf, Provokationen zu widerstehen und stattdessen auf Dialog, gegenseitiges Verständnis und Zusammenarbeit zu setzen“, fügte Djuric hinzu.

Den Vorwurf Pristinas, Belgrad stecke hinter dem Angriff, wies der Minister nachdrücklich zurück. Die Behauptung einer Verwicklung Serbiens nannte er „unbegründet“ und eine „absichtliche Ablenkung“. Er deutete an, dass nicht Belgrad, sondern die Regierung in Pristina an dem Vorfall „potenziell beteiligt“ sein könnte.

Die Spannungen zwischen dem Kosovo und Serbien dauern trotz internationaler Vermittlungsversuche an. Sowohl Serbien als auch das Kosovo gehören zu einer Gruppe von insgesamt sechs Ländern auf dem Westbalkan, die einen EU-Beitritt anstreben. Die EU verlangt von beiden Seiten, ein Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zu schließen. (dpa, AFP)

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