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Nach 738 Tagen sind auch die letzten Geiseln frei.

© -/IDF/AP/dpa

Gaza-Abkommen: Alle Geiseln frei - Trump sieht Nahost vor neuer Ära

Großer Jubel in Israel: Mehr als zwei Jahre nach dem Massaker sind auch die letzten 20 Verschleppten frei, die noch am Leben sind. Der US-Präsident lässt sich feiern. Andere müssen warten.

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Alle überlebenden Geiseln sind frei, die Waffenruhe hält, ein großer Friedensgipfel in Ägypten: Nach mehr als zwei Jahren Krieg mit Zehntausenden Toten und weitgehender Zerstörung hofft die Welt im Gazastreifen auf dauerhaften Frieden. US-Präsident Donald Trump wurde bei einer Rede im israelischen Parlament für seine Vermittlung zwischen Israelis und Palästinensern gefeiert. Allerdings gibt es Skepsis, ob sein 20-Punkte-Plan Bestand haben wird. Die islamistische Terrorgruppe Hamas kündigte bereits an, den Kampf gegen Israel fortzusetzen.

Mit der Freilassung der letzten 20 von früher einmal 250 Geiseln erfüllte die Hamas fristgerecht einen der zentralen Punkte der Vereinbarungen aus der vergangenen Woche. Nach insgesamt 738 Tagen Gefangenschaft wurden sie am Vormittag in zwei Gruppen zunächst dem Roten Kreuz übergeben und dann nach Israel gebracht, wo sie sich jetzt in Krankenhäusern erholen. Darunter sind auch vier Israelis mit deutschem Pass. 

Trump erklärt Krieg für beendet - Merz auch

Zudem wurde die Übergabe der sterblichen Überreste vier weiterer Geiseln vorbereitet, die die Geiselhaft nicht überlebten. Allerdings hatte die Hamas eigentlich versprochen, alle 28 toten Geiseln zu überstellen. Im Gegenzug begann Israel damit, etwa 2.000 palästinensische Häftlinge freizulassen - darunter etwa 250 Palästinenser, die zu lebenslanger Haft verurteilt worden waren. Der prominente palästinensische Politiker Marwan Barghuti - verurteilt wegen fünffachen Mordes - hingegen bleibt trotz vieler Bitten im Gefängnis.

Mit dem unter wesentlicher Beteiligung der Vereinigten Staaten zustande gekommenen Plan hält Trump den jüngsten Gaza-Krieg bereits für beendet - und sieht den Nahen Osten vor einer neuen Ära des Friedens. Dieser Tag markiere nicht nur das Ende eines Krieges, sondern auch „das Ende einer Zeit von Terror und Tod“, sagte er vor dem Parlament in Jerusalem, der Knesset. Trump sprach vom Beginn einer „dauerhaften Harmonie“ im Nahen Osten. 

Bundeskanzler Friedrich Merz betonte ebenfalls: „Der Krieg in Gaza ist zu Ende.“ Es sei gelungen, „den Konflikt jedenfalls für heute zu beenden“. Andere internationale Politiker äußerten sich bei aller Hoffnung deutlich zurückhaltender. Trump traf sich in Jerusalem kurz auch mit den Angehörigen von früher freigelassenen Geiseln. An die Palästinenser appellierte er: „Anstatt zu versuchen, Israel zu zerstören, ist es jetzt an der Zeit, sich auf den Aufbau des eigenen Volkes zu konzentrieren.“

Gipfel in Ägypten

Um die Bedeutung des Friedensplans zu unterstreichen, fand am Nachmittag im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich ein internationaler Gipfel statt. Dazu reisten etwa 20 weitere Staats- und Regierungschefs an, auch Merz. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu blieb der Zeremonie allerdings ebenso fern wie hochrangige Vertreter der Hamas - ein Zeichen dafür, dass der Weg zum echten Frieden noch weit ist.

Auslöser des jüngsten Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in Israels Geschichte durch Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen. Am 7. Oktober 2023 wurden nahe der Grenze zum Gazastreifen auf israelischer Seite etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 verschleppt. Israel reagierte mit massiven Angriffen aus der Luft und am Boden. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden mehr als 67.000 Menschen getötet.

Trump lässt andere stundenlang warten

Weil Trumps Programm in Israel erheblich länger dauerte als geplant, mussten die anderen Staats- und Regierungschefs in Ägypten stundenlang warten. Die USA hatten die Einigung vermittelt - unterstützt von Katar, Ägypten und der Türkei. Auf Grundlage des 20-Punkte-Plans gilt in dem Küstenstreifen am Mittelmeer eine Waffenruhe. In den nächsten Wochen und Monaten geht es nun darum, daraus einen echten Frieden zu machen. Nach all den Kriegen und Konflikten im Nahen Osten gibt es große Skepsis, ob das gelingt. 

Ministerpräsident Netanjahu versprach in der Knesset, er strecke seine Hand zu all jenen aus, „die Frieden mit uns anstreben“. Israel werde immer wachsam, aber gleichzeitig voller Hoffnung sein. „Es ist an der Zeit, diese Hoffnung umzusetzen und den Kreis des Friedens zu vergrößern.“ Die Hamas schrieb in einer Erklärung allerdings: „Das palästinensische Volk wird nicht ruhen, bis der letzte Gefangene aus den Gefängnissen der neuen Nazis befreit ist und die Besatzung von unserem Land und unseren heiligen Stätten entfernt ist.“

Jubel auf dem „Platz der Geiseln“

Auf dem „Platz der Geiseln“ im Zentrum der Küstenmetropole Tel Aviv wurde die Freilassung der Geiseln von Tausenden Menschen verfolgt. Dort brach großer Jubel aus. Im Gazastreifen kehrten Zehntausende Palästinenser in ihre alten Wohnorte zurück. Sie müssen sich in einer Trümmerlandschaft zurechtfinden, in der sie nur durch Hilfe von außen überleben können. 

Nicht absehbar ist, ob das Abkommen zu einem längerfristigen Ende der Kämpfe in Gaza führen wird. Drei der größten Streitpunkte bleiben die Entwaffnung der Hamas, die in Trumps Friedensplan vorgesehen ist, der komplette Abzug von Israels Armee aus dem Gebiet sowie die Zukunft des Gazastreifens. Die Hamas spricht Israel zudem weiterhin das Existenzrecht ab. Netanjahu und seine rechtsextremen Regierungspartner wollen die Hamas restlos zerschlagen.

© dpa-infocom, dpa:251012-930-154601/17

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

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