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US-Präsident Donald Trump spricht, während der südafrikanische Präsident Cyril auf einen Monitor (nicht im Bild) blickt, auf dem Videos zu sehen sind, die angeblich den Völkermord an den Weißen in Südafrika zeigen.

© REUTERS/KEVIN LAMARQUE

Bei Besuch von Südafrikas Präsidenten: Trump sorgt mit Video zu „Genozid“-Vorwurf für Eklat

Südafrikas Präsident Ramaphosa bemüht sich bei seinem Besuch im Weißen Haus, Trump zu umgarnen. Doch der US-Präsident überrascht seinen Gast mit einer ungewöhnlichen Präsentation.

Stand:

Beim Besuch des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa im Weißen Haus hat US-Präsident Donald Trump für einen Eklat gesorgt. Bei einem Treffen im Oval Office ließ Trump überraschend Videoaufnahmen zeigen, um seine „Genozid“-Vorwürfe gegen Südafrika zu untermauern.

Die Bilder zeigten Gräber am Rande einer Straße, sagte der Republikaner. „Es ist ein schrecklicher Anblick. So etwas habe ich noch nie gesehen.“

Fachleute widersprechen Trumps Darstellung eines angeblichen Völkermords. Damit greift er eine in rechtsextremen Kreisen verbreitete Verschwörungstheorie vom sogenannten „weißen Genozid“ auf.

Ramaphosa entgegnete mit Blick auf die angeblichen Gräber: „Hat man Ihnen gesagt, wo das ist, Herr Präsident? Ich würde gerne wissen, wo das ist, denn das habe ich noch nie gesehen.“ Er werde dem nachgehen, versprach der südafrikanische Präsident.

Trump hielt auch ausgedruckte Artikel über angebliche Gewalt an weißen Landwirten in die Höhe und übergab seinem Amtskollegen dazu einen Stapel an Papieren.

Ramaphosa war um Entspannung bemüht

Ramaphosa bemühte sich wiederholt, die Lage zu entspannen und betonte, wenn es Probleme gebe, müsse man unter Partnern darüber reden. Er sei bereit, über alles zu reden – ohne das Beisein von Reportern. Der südafrikanische Präsident versuchte auch mehrfach, Trump zu schmeicheln und ihn mit politischen Angeboten – etwa dem Zugang zu südafrikanischen Rohstoffen – milder zu stimmen.

Selbst zum umstrittenen Geschenk aus Katar, ein Jumbojet, den Trump zum Regierungsflieger aufrüsten lassen will, äußerte sich Ramaphosa mit einem augenzwinkernden Kommentar und versuchte, die Stimmung aufzuhellen. „Es tut mir leid, dass ich kein Flugzeug für Sie habe“, scherzte er.

Trump konterte: „Ich wünschte, Sie hätten eines“ und fügte hinzu: „Wenn Ihr Land der Luftwaffe der Vereinigten Staaten ein Flugzeug anbieten würde, würde ich es annehmen.“ Mehr gab es dann aber auch nicht mehr zu lachen.

Trumps Vorwürfe an Südafrika

Der US-Präsident wirft Südafrika unter anderem vor, „Genozid“ an weißen Bauern zu begehen. Trump beklagt eine Diskriminierung von weißen Minderheiten in Südafrika, insbesondere der sogenannten Afrikaaner, die Nachfahren niederländischer Siedler sind.

Trump stört sich besonders an einem Gesetz, das Landenteignungen im öffentlichen Interesse erlaubt, um Ungleichheiten aus der Apartheid-Zeit auszugleichen.

Der Großteil der landwirtschaftlichen Flächen in Südafrika ist weiter im Besitz von Angehörigen der kleinen weißen Minderheit.

Anfang Februar hatte Trump Hilfen für Südafrika eingefroren. Im März hatten die USA zudem den Botschafter des Landes ausgewiesen.

Kürzlich hatten die USA eine erste Gruppe der weißen Südafrikaner aufgenommen und ihnen Flüchtlingsstatus erteilt – obwohl Trumps Regierung die Aufnahme von Flüchtlingen etwa aus Kriegs- und Krisengebieten weitestgehend gestoppt hat.

Kurz vor der Ankunft der Afrikaaner hatte Trump von einem „Genozid“ an weißen Bauern in Südafrika gesprochen. Die südafrikanische Regierung weist die Vorwürfe entschieden zurück und kritisiert die Übersiedlung scharf. Ramaphosa reiste nach Washington, um die Spannungen zwischen beiden Ländern abzubauen.

Trump hält sich Teilnahme an G20-Gipfel in Südafrika offen

Donald Trump dagegen hat seine Teilnahme am diesjährigen G20-Gipfel in Südafrika wegen politischer Meinungsverschiedenheiten mit dem Gastgeber offengehalten.

Es sei wichtig, dass die USA sowohl beim Treffen der G7-Gruppe der großen Industriestaaten als auch beim G20-Gipfel dabei seien, sagte Trump auf die Frage einer Reporterin, ob er im November nach Johannesburg reisen werde. Eine klare Zusage für seine Teilnahme blieb der Republikaner während des Besuchs des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa im Weißen Haus aber schuldig.

Der Gipfel der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) findet im November in der südafrikanischen Metropole Johannesburg statt. Der Gruppe gehören 19 Staaten, die Europäische und die Afrikanische Union an.

Trump fügte hinzu, dass das Treffen ohne die USA als Teilnehmer nicht „sehr wichtig“ sei. Der G20 sei dann nicht dasselbe Treffen, so der US-Präsident. Er hatte im April angedeutet, dass er den Gipfel im November boykottieren könnte.

Ganz so drastisch klangen seine Aussagen nun nicht mehr. Ramaphosa betonte, dass es wichtig sei, dass die USA weiterhin eine Schlüsselrolle innerhalb der G20-Gruppe spielten. (dpa)

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