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Gestürzte Regierungschefin in Myanmar: Suu Kyi aus dem Gefängnis in Regierungsgebäude verlegt
Die De-facto-Regierungschefin ist im Zuge des Militärputsches im Jahre 2021 zu 33 Jahren Haft verurteilt worden. Zuletzt saß sie in Einzelhaft, nun soll sie wieder im Hausarrest sein.
Stand:
Die frühere Freiheitsikone Aung San Suu Kyi ist in Myanmar überraschend vom Gefängnis in ein Regierungsgebäude verlegt worden. „Wir haben am Dienstag davon erfahren. Die Verlegung erfolgte am Montagabend“, sagte eine Quelle ihrer Partei Nationale Liga für Demokratie, die anonym bleiben wollte, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Die Hintergründe waren zunächst unklar. Mehr als zwei Jahre lang hatte es so gut wie keine Informationen über ihre genauen Haftbedingungen und ihren Zustand gegeben.
Die Friedensnobelpreisträgerin von 1991 war im Zuge des Militärputsches vom Februr 2021 als De-facto-Regierungschefin entmachtet worden. Später wurde sie von einem von der Militärjunta kontrollierten Gericht wegen mehrerer angeblicher Vergehen zu insgesamt 33 Jahren Haft verurteilt. Beobachter sprachen von einem Schauprozess.
Im vergangenen Jahr verschärfte die Junta ihre Haftbedingungen von Hausarrest zu Isolationshaft. Seither saß Suu Kyi in einem Gefängnis ohne Kontakt zur Außenwelt in der Hauptstadt Naypyidaw. Ihre Anwälte wurden mit einem öffentlichen Redeverbot belegt. Den Angaben zufolge soll sie sich nun in einer Wohnung befinden, die von hohen Regierungsmitgliedern genutzt wird.
Eine Quelle der „Nationalen Einheitsregierung“ (NUG) bestätigte die Angaben. Die NUG ist eine Art demokratische Schattenregierung, die von Anhängern Suu Kyis geführt wird.
„Die Junta steht seit dem Putsch unter enormem Druck und hat viele Misserfolge erlitten. Deshalb haben sie Suu Kyi herausgeholt, um einen Weg aus dieser Situation zu finden“, sagte die Quelle der dpa.
Eine Quelle aus einer anderen Partei gab an, Suu Kyi sei in einen VIP-Komplex in der Hauptstadt Naypidaw gebracht worden.
Seit dem Umsturz versinkt das südostasiatische Land in Chaos und Gewalt. Die Junta unterdrückt jeden Widerstand mit brutaler Gewalt. Jedoch ist das frühere Birma mittlerweile international fast völlig isoliert. Junta-Mitglieder sind etwa zu Treffen der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean nicht zugelassen.
Ein Parteimitglied sagte unter Bedingung der Anonymität zur Nachrichtenagentur AFP, dass Suu Kyi den Präsidenten des Unterhauses im Parlament Myanmars, Ti Khun Myat, getroffen habe. Demnach wird sie wahrscheinlich auch den chinesischen Sondergesandten für asiatische Angelegenheiten, Deng Xijuan, treffen, der in Myanmar zu Besuch ist.
Thailands Außenminister Don Pramudwinai hatte vor wenigen Wochen mitgeteilt, er habe Suu Kyi im Gefängnis treffen können. Er war der erste ausländische Vertreter, dem es gestattet wurde, die Politikerin zu besuchen. Details über das Gespräch wurden nicht bekannt.
Seit ihrer Inhaftierung wurde die mittlerweile 78 Jahre alte Suu Kyi nur ein einziges Mal gesehen - auf einem von Staatsmedien in Myanmar verbreiteten Bild in einem Gerichtssaal. (AFP/dpa)
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