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Gewalt in Bangladesch: Mindestens 300 Tote bei Protesten gegen Premierministerin Hasina

Bei heftigen Zusammenstößen in Bangladesch gab es zahlreiche Tote und Verletzte. Die Demonstranten fordern den Rücktritt der Regierungschefin. Die Proteste sollen am Montag wieder aufgenommen werden.

Stand:

In Bangladesch ist die Zahl der Toten bei den Protesten gegen Regierungschefin Scheich Hasina am Sonntag auf mindestens 300 gestiegen. Dies berichtete am Montag die Nachrichtenagentur AFP auf der Grundlage von Berichten der Polizei, von Ärzten in Krankenhäusern und Beamten. Die Proteste sollen am Montag wieder aufgenommen werden.

Demonstranten hatten im Laufe des Sonntags wichtige Verkehrsstraßen blockiert. Die Polizei versuchte unter dem Einsatz von Tränengas, Blendgranaten und Gummi-Geschossen, die Demonstranten zu zerstreuen.

Bei den regierungskritischen Protesten in der Hauptstadt Dhaka und in anderen Teilen des südasiatischen Landes sollen auch 14 Polizisten ums Leben gekommen sein. Zahlreiche Menschen wurden Medienberichten zufolge verletzt.

Ausgangssperre auf unbestimmte Zeit

Das Innenministerium verschärfte die zuletzt gelockerte Ausgangssperre. Sie soll auf unbestimmte Zeit gelten. Ab Montag gelte zudem für alle Bürger ein dreitägiger Feiertag. Der Zugang zum Internet wurde Beobachtern zufolge teilweise gekappt, betroffen seien unter anderem soziale Netzwerke und Messenger-Dienste wie Facebook, Instagram und WhatsApp.

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Am Samstag hatten demonstrierende Studenten auch zu zivilem Ungehorsam aufgerufen. Ein Angebot der Regierung zum Dialog hatten sie abgelehnt. Viele Geschäfte blieben Beobachtern zufolge geschlossen. Für Montag wurden weitere Aktionen angekündigt. 

Die Demonstranten fordern inzwischen den Rücktritt der autokratisch regierenden Premierministerin Sheikh Hasina. Begonnen hatten die Proteste im Juli. Sie richteten sich zunächst gegen die Wiedereinführung einer mittlerweile zurückgedrehten kontroversen Quotenregelung im Öffentlichen Dienst. Offiziellen Angaben zufolge waren dabei im Juli rund 150 Menschen ums Leben gekommen. 

Der Protestbewegung haben sich mittlerweile Menschen aus allen Bevölkerungsschichten angeschlossen, unter anderem Filmstars, bekannte Musiker und ehemalige Generäle haben ihre Unterstützung ausgedrückt.

Auch 47 Firmen der für die Wirtschaft des Landes wichtigen Textilbranche haben sich mit den Demonstrierenden solidarisiert. Offen ist bislang, ob die Armee die Protestierenden unterstützt – oder weiterhin zu Hasina steht.

Unter Hasinas Führung erlebte das arme, mehrheitlich muslimische Bangladesch einen wirtschaftlichen Aufschwung. Zuletzt machte aber die hohe Inflation den Menschen zu schaffen. In dem Land mit mehr als 170 Millionen Einwohnern herrscht hohe Arbeitslosigkeit.

Die 76-jährige Regierungschefin war im Januar in einer von einem großen Teil der Opposition boykottierten Wahl im Amt bestätigt worden. Ihrer Regierung werden unter anderem der Missbrauch staatlicher Institutionen zum eigenen Machterhalt und die Unterdrückung von Regierungskritikern vorgeworfen – bis hin zur außergerichtlichen Tötung Oppositioneller(dpa/AFP/Reuters)

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