zum Hauptinhalt
US-Finanzminister Scott Bessent

© Getty Images via AFP/KAYLA BARTKOWSKI

Update

„Würde bedeuten, sich selbst die Kehle durchzuschneiden“: US-Minister warnt im Zollstreit vor Annäherung an China

Im Zollstreit mit Washington erhöht Peking die Zölle für US-Produkte von 34 auf 84 Prozent. Der US-Finanzminister warnte indes andere Staaten davor, sich von den USA ab- und China zuzuwenden.

Stand:

US-Finanzminister Scott Bessent hat andere Länder mit drastischen Worten davor gewarnt, sich angesichts der neuen US-Zölle China anzunähern. „Das würde bedeuten, sich selbst die Kehle durchzuschneiden“, sagte Bessent am Mittwoch bei einem Banken-Gipfel in Washington. China produziere unaufhörlich Güter und werfe diese dann zu Dumpingpreisen auf andere Märkte.

Bessent rief andere Staaten auch dazu auf, anders als China nicht mit Gegenzöllen auf die am Mittwoch in Kraft getretenen US-Zölle zu reagieren. Bei den neuen US-Zöllen handle es sich um Obergrenzen, sagte der Finanzminister – „wenn es keine Gegenmaßnahmen gibt“.

Bessent ließ damit durchblicken, dass US-Präsident Donald Trump keine weiteren Zollerhöhungen für jene Länder anpeilt, die nicht mit Gegenzöllen auf die neuen US-Zölle reagieren. Der Finanzminister sprach von zahlreichen Ländern, die sich bereits an die US-Regierung gewandt hätten, um über die Zölle zu verhandeln. Unter anderem habe es gute Gespräche mit Japan und Südkorea gegeben.

Die chinesische Regierung wird niemals tatenlos zusehen, wie die legitimen Rechte und Interessen des chinesischen Volkes verletzt werden.

Aus dem chinesischen Weißbuch zu den Zöllen

China hatte im Zollstreit mit den USA am Mittwoch nachgezogen: Wie die Zollkommission des Staatsrats mitteilte, werden weitere Einfuhrzölle auf alle US-Waren in Höhe von 50 Prozent erhoben. Ab dem 10. April würden damit neue Zusatzzölle in Höhe von insgesamt 84 Prozent auf alle US-Waren gelten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Bereits zuvor hatte China erklärt, die kommunistische Führung in Peking werde die Rechte der Volksrepublik entschlossen verteidigen. In der Nacht zu Mittwoch waren die neuen US-Sonderzölle gegen zahlreiche Handelspartner in Kraft getreten.

Die EU ist mit einem pauschalen Satz von 20 Prozent konfrontiert, in einigen Branchen sind es 25 Prozent. Für China gelten nach dem jüngsten Hin und Her sogar 104 Prozent, was die dortige Regierung als Erpressung kritisierte.

China wolle keinen Handelskrieg, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua aus dem Weißbuch zu den Zöllen. „Aber die chinesische Regierung wird niemals tatenlos zusehen, wie die legitimen Rechte und Interessen des chinesischen Volkes verletzt werden.“

EU macht Weg frei für Gegenzölle

Die EU-Staaten machten am Mittwoch den Weg für erste Gegenzölle zwischen 10 und 25 Prozent frei. Kommende Woche sollen nach Angaben der Europäischen Kommission unter anderem Sonderabgaben für Jeans und Motorräder aus den USA in Kraft treten.

Weitere Gegenzölle sollen dann Mitte Mai und Ende des Jahres erhoben werden – das betrifft unter anderem auch Lebensmittel wie Rindfleisch, Geflügel oder Zitrusfrüchte wie Orangen oder Grapefruits. Anfang Dezember sollen dann Zusatzzölle für Nüsse und Sojabohnen kommen.

Die Verschärfung des Handelskriegs zwischen China und den USA drückt die europäischen Börsen tiefer ins Minus. Der deutsche Leitindex Dax büßte am Nachmittag rund vier Prozent auf 19.462 Punkte ein, der europäische Index der 50 wichtigsten börsennotierten Unternehmen lag sogar knapp fünf Prozent im Minus bei 3927 Zählern.

EZB erwartet starken Konjunkturschaden

Derweil droht das Wirtschaftswachstum der Euro-Zone wegen der Zölle deutlich stärker zu sinken als ursprünglich von der Europäischen Zentralbank veranschlagt. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von Insidern, die mit den Schätzungen der EZB vertraut sind.

Die Zentralbank prognostizierte vorigen Monat, dass ein Handelskrieg das Wirtschaftswachstum der Euro-Zone im ersten Jahr um 0,5 Prozentpunkte schmälern und im Falle von Vergeltungsmaßnahmen der EU ähnliche, wenn auch vorübergehende, Auswirkungen auf die Preise haben würde.

Die Sonderzölle, die US-Präsident Donald Trump seitdem bekanntgegeben hat, dürften jedoch weitaus konjunkturschädlicher ausfallen, als in den Modellen angenommen. Die EZB-Experten wurden daher beauftragt, neue Zahlen vorzulegen, die auf der nächsten EZB-Ratssitzung am 17. April diskutiert werden sollen, wie Insider erläuterten.

Informelle Gespräche zwischen den Währungshütern könnten bereits in dieser Woche beginnen – am Rande des Eurogruppen-Treffens in Warschau. Man sei sich weitgehend einig, dass die Schätzung von 0,5 Prozent derzeit zu niedrig sei, hieß es dazu.

Ein Insider sagte hinter vorgehaltener Hand, die Auswirkungen könnten auch aufgrund der zunehmenden Unsicherheit und des Vertrauensverlusts über einem Prozent liegen. Dies würde das gesamte Wirtschaftswachstum zunichtemachen, da für den Euroraum in diesem Jahr nur ein Wachstum von etwa einem Prozent erwartet wird. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. (Trf/Reuters/dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })