zum Hauptinhalt
Die USA als Supermacht, diese Zeit sei vorbei, sagt Philipp Dann. Viele Mächte haben nun das Sagen – mit eigenen Sichtweisen.

© Getty Images/Siri Stafford

Tagesspiegel Plus

Jurist Philipp Dann im Interview: „Ich bin sehr skeptisch gegenüber den Schlussfolgerungen radikaler Dekolonialisten“

Die Kolonialzeit gänzlich zu revidieren, ist unmöglich, sagt der HU-Professor. Doch gerade das Völkerrecht berücksichtige bis heute Ideen des Globalen Südens zu wenig. Das will er nun ändern.

Von Hans Monath

Stand:

Herr Dann, das Völkerrecht soll überparteilich sein und für alle Staaten der Erde in gleicher Weise gelten. Erfüllt es diese Ansprüche, wenn wir auf seine Entstehungsgeschichte schauen?
Nein. Historisch betrachtet ist das Völkerrecht ein Kind der Neuzeit und der Moderne, die von Anfang an von den Staaten des Nordens geprägt waren. Schon in der Französischen Revolution wurden Begriffe wie Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit als universal deklariert, obwohl sie einen europäischen Ursprung hatten und dann im Süden adaptiert wurden. Die Entstehung des Völkerrechts im 18. und 19. Jahrhundert war eng verknüpft mit dem Kolonialismus, der in einer globalen Struktur seine eigenen Interessen gegen andere durchsetzen wollte.

showPaywall:
true
isSubscriber:
false
isPaid:
true
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })