zum Hauptinhalt
Ein Auto mit einer Gruppe internationaler Journalisten fährt nach Khankendi, Aserbaidschan, das den Armeniern auch als Stepanakert, Karabach, bekannt ist.

© dpa/Aziz Karimov

Konflikt um Bergkarabach: Armenien wirft Aserbaidschan vor IGH „ethnische Säuberung“ vor

Jahrzehnte stritten sich Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach. Am 19. September startete Baku eine Militäroffensive, die bislang Zehntausende zur Flucht gezwungen hat.

Armenien hat Aserbaidschan vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag „ethnische Säuberung“ in der Kaukasusregion Bergkarabach vorgeworfen.

„Vor weniger als neun Monaten stand ich auf diesem Podium und warnte, dass Aserbaidschan einen Plan zur ethnischen Säuberung Bergkarabachs von allen Armeniern auf den Weg bringt“, sagte der armenische Vertreter Jegische Kirakosjan am Donnerstag in Den Haag. „Frau Präsidentin, es schmerzt mich sehr, sagen zu müssen, dass dies nun Wirklichkeit geworden ist.“

Die Anhörung folgte auf eine aserbaidschanische Militäroffensive, in der Baku in kürzester Zeit die Kontrolle über das überwiegend von ethnischen Armeniern bewohnte Bergkarabach übernahm. Vor Gericht ging es nun um einen Antrag Armeniens an den IGH, Aserbaidschan anzuweisen, „das gesamte Militär- und Strafverfolgungspersonal aus allen zivilen Einrichtungen in Bergkarabach“ abzuziehen.

Ab 2024 soll Bergkarabach aufgelöst werden

Eriwan forderte die Richter überdies auf, sicherzustellen, dass Baku keine „Maßnahmen ergreift, (...) die zur Vertreibung der verbliebenen ethnischen Armenier führen oder die sichere und rasche Rückkehr“ der Flüchtlinge verhindern.

Baku hatte am 19. September eine Militäroffensive in Bergkarabach gestartet. Bereits einen Tag später kapitulierten die dortigen pro-armenischen Kämpfer, später wurde die Auflösung der selbsternannten Republik Bergkarabach zum 1. Januar 2024 verkündet.

Der aserbaidschanische Armeeeinsatz löste eine massenhafte Fluchtbewegung aus – eine große Mehrheit der geschätzten 120.000 Bewohner Bergkarabachs floh nach Armenien.

„Noch ist Zeit, um zu verhindern, dass die Vertreibung von ethnischen Armeniern unumkehrbar wird, und um die sehr wenigen in Bergkarabach verbliebenen ethnischen Armenier zu schützen“, sagte Kirakosjan weiter.

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion stritten die ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach. Diese gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, es lebten dort bisher aber überwiegend ethnische Armenier.

Der Internationale Gerichtshof ist das zentrale Rechtsprechungsorgan der Vereinten Nationen und entscheidet über Streitigkeiten zwischen Ländern. Seine Urteile sind bindend. Allerdings stehen dem IGH keine wirklichen Instrumente zur Verfügung, um eine Einhaltung seiner Urteile durchzusetzen. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false