
© dpa/Carsten Koall
„Wie ein Leben nach dem Tod“: Kremlgegner Oleg Orlow über das erste Jahr in Freiheit
Vor genau einem Jahr kam Oleg Orlow bei einem Gefangenenaustausch mit Moskau frei. Heute arbeitet der berühmte Menschenrechtler von Berlin aus – und hat einiges über Deutschland gelernt.
Stand:
Herr Orlow, am 1. August 2024 kamen Sie nach mehrmonatiger Haft aus einem russischen Straflager frei und wurden nach Deutschland ausgeflogen. Was ist Ihre prägendste Erinnerung an jenen Tag?
Es ist das Gefühl der Ungerechtigkeit, das ich von Anfang an empfand. Die Ungerechtigkeit, dass ich nun frei bin, aber viele andere nicht. Es gibt so viele politische Gefangene in Russland, die deutlich länger hinter Gittern saßen als ich oder die kränker sind. Sie hätten eine Entlassung nötiger gehabt, weil sie die brutalen Haftbedingungen möglicherweise nicht überleben werden.
Natürlich bin ich allen dankbar, die in mühevollen Verhandlungen zu meiner Freilassung beigetragen haben – nicht zuletzt dem damaligen deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz. Aber zu wissen, dass ich nun unbeschwert herumlaufe, während andere weiterhin leiden, ist für mich als Menschenrechtler ein schwer erträglicher Gedanke.
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