
© Gestaltung: Tagessspiegel/Fotos: Moritz Valentino Matzner, Paul Wagner
Macht sich die EU im Mittelmeer strafbar?: Mit dem Flugzeug an die Grenze des Rechts
Die EU-Grenzschützer verstoßen gegen internationales Recht, sagen Aktivisten. Frontex streitet das ab. Wer hat recht? Auf der Suche nach Antworten im Luftraum zwischen Libyen und Lampedusa.
Stand:
400 Meter über der Meeresoberfläche, zwischen Libyen und Italien, sitzt Paul Wagner am Fenster eines Kleinflugzeuges mit sechs grauen Ledersitzen. Ein Aufnahmegerät für Ton, ein Camcorder und eine Kamera mit einem Teleobjektiv so lang wie sein Unterarm liegen auf dem Sitz neben ihm.

© Moritz Valentino Matzner
Seit etwa einer Stunde blickt Wagner mit einem Fernglas auf das Tiefblau des Mittelmeers, als er am Horizont ein Objekt entdeckt, zu klein und zu langsam für ein italienisches Fischerboot. Wagner gibt eine knappe Anweisung, sofort lenkt der Pilot die Propellermaschine zur Seite und die vier Personen an Bord der „Seabird 2“ werden tief in die Sitze gedrückt.

© Paul Wagner
Das Flugzeug sinkt auf knapp 180 Meter, das Mittelmeer, das zuvor aufgespannt wie eine endlose blaue Plastikplane wirkte, nimmt Struktur an. Das Objekt am Horizont wird zu einem Schlauchboot, schließlich sind auch Körper von Menschen auf dem Boot erkennbar.

© Paul Wagner
Dicht gedrängt sitzen etwa 40 Erwachsene und fünf Kinder auf dem Boden, eingezwängt zwischen den Luftkammern des Plastikbootes, auf halber Strecke von Nordafrika nach Europa.
Wagner nimmt seine Kamera in die Hand. Der Fotograf arbeitet bei Airborne, der Luftaufklärung von Sea-Watch, einer Berliner Seenotrettungsorganisation. Seit acht Jahren ist Wagner bei Sea-Watch aktiv, er hat schon Dutzende dieser Flüge hinter sich.
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