zum Hauptinhalt
US-Präsident Donald Trump spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung in Rocky Mount, North Carolina.

© dpa/Alex Brandon

Update

Mit Kampfflugzeugen und Artillerie: US-Militär fährt Vergeltungsschlag gegen den IS in Syrien – Trump sieht „glänzende Zukunft“

Während das US-Militär Dutzende IS-Ziele in Syrien angreift, hebt Präsident Donald Trump harte Wirtschaftssanktionen auf. Wie geht es weiter im neuen Syrien?

Stand:

Rund eine Woche nach einem tödlichen Angriff auf US-Soldaten in Syrien hat das Militär massive Vergeltungsschläge gegen Ziele der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) begonnen.

Mit Kampfflugzeugen, Kampfhubschraubern und Artillerie griffen die Streitkräfte mehr als 70 Ziele an, darunter Waffenlager und Infrastruktur der Terroristen, wie das für den Nahen Osten zuständige Regionalkommando des US-Militärs (Centcom) erklärte. 

Nach Angaben von Aktivisten seien mindestens fünf mutmaßliche Mitglieder der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte am Samstag mit, unter den Toten in der Provinz Deir Essor sei auch der Anführer einer IS-Zelle, die in der Region im Osten Syriens für Drohneneinsätze zuständig gewesen sei. Die Dschihadisten hätten von dort aus Drohnenattacken gestartet. Der IS äußerte sich bisher nicht zu den US-Angriffen.

Hegseth spricht von „Rache“

Der Einsatz gegen die IS-Ziele in Syrien sei nicht der Beginn eines Kriegs, sondern Ausdruck der „Rache“ der Vereinigten Staaten, schrieb Verteidigungsminister Pete Hegseth auf der Plattform X.

„Heute haben wir unsere Feinde gejagt und getötet. Viele von ihnen. Und wir werden damit fortfahren“, schrieb Hegseth, den die US-Regierung als Kriegsminister bezeichnet. Das Militär machte zunächst keine Angaben zu möglichen Verletzten oder Todesopfern bei der jüngsten Angriffswelle. 

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth informierte auf X. (Archivbild)

© Julia Demaree Nikhinson/AP/dpa

Bei einem Angriff am 13. Dezember in der Stadt Palmyra waren zwei US-Soldaten und ein US-Dolmetscher getötet sowie drei Soldaten verletzt worden. Die USA machen den IS dafür verantwortlich. US-Präsident Donald Trump kündigte daraufhin einen Vergeltungsschlag gegen die Terrormiliz an. Diese hat den Angriff bisher nicht für sich reklamiert. 

Trump: Wer die USA angreift, wird bestraft

US-Präsident Donald Trump schrieb auf seiner Plattform Truth Social von sehr gewichtigen Vergeltungsschlägen gegen den IS in Syrien. Gleichzeitig sagte er: „Alle Terroristen, die so bösartig sind, Amerikaner anzugreifen, werden hiermit gewarnt: „Ihr werdet härter als je zuvor getroffen werden, wenn ihr in irgendeiner Weise die USA angreift oder bedroht.“

Syrien habe eine „glänzende Zukunft“ vor sich, wenn der IS ausgerottet werden könne.

Nach dem Angriff in Palmyra hatte Trump bereits betont, dass er den syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa nicht verantwortlich macht. Er hatte den Übergangspräsidenten erst im November im Weißen Haus empfangen und erklärt: „Wir wollen, dass Syrien ein sehr erfolgreiches Land wird. Und ich glaube, dieser Anführer kann das schaffen.“

Noch vor Beginn der Angriffe machte er ihm ein bedeutendes Geschenk: Die harten Wirtschaftssanktionen gegen Syrien, bekannt als „Caesar Acts“, wurden vollständig aufgehoben. Syrien sieht damit einen weiteren Wendepunkt in seiner Geschichte.

Die „Ära des Schmerzes“ sei nun vorbei, und „die Ära des Wiederaufbaus“ habe begonnen, sagte Trump einem Video, das er auf seinem X-Account teilte.

Das US-Militär nennt den Einsatz gegen den IS „Hawkeye Strike“. Der Name sollte vermutlich die jüngst getöteten US-Soldaten ehren: Sie stammten aus dem Bundesstaat Iowa, dessen Spitzname „Hawkeye State“ ist.

Dieses von der US-Luftwaffe zur Verfügung gestellte Foto zeigt einen US-Luftwaffenangehörigen, der eine A-10 Thunderbolt II vorbereitet zur Unterstützung der Operation Hawkeye Strike.

© dpa/Uncredited

Bei den Angriffen in der Nacht zum Samstag an mehreren Orten seien mehr als 100 Präzisionswaffen eingesetzt worden – darunter versteht das US-Militär etwa Bomben oder Raketen.

„Wir werden Terroristen, die Amerikanern oder unseren Partnern in der Region schaden wollen, weiter schonungslos verfolgen“, erklärte Centcom-Kommandeur Admiral Brad Cooper.

Angriffe könnten offenbar noch Wochen dauern

Bisher ist unklar, in welchem Umfang die Angriffe fortgesetzt werden. Hegseth sprach in einem Post auf X vom Beginn einer Operation. Der US-Sender NBC News berichtete unter Berufung auf US-Beamte, dass die Angriffe mehrere Wochen oder bis zu einem Monat andauern könnten.

Die USA führen in Syrien eine internationale Koalition zum Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat an. Der IS gilt zwar als militärisch besiegt. IS-Zellen sind aber weiter aktiv und verüben auch weiter Anschläge. Zurzeit sind nach Angaben aus dem Pentagon etwa 1.000 US-Soldaten in Syrien stationiert.

Die jordanische Luftwaffe bestätigte unterdessen, an den „präzisen“ Angriffen beteiligt gewesen zu sein. Sie hätte einer Reihe von IS-Zielen in Süden Syriens gegolten. „Diese Operation erfolgte im Rahmen des Krieges gegen den Terrorismus“, hieß es in einer Armee-Erklärung.

Die Angriffe sollten verhindern, dass extremistische Organisationen die Gebiete nutzen, um die Sicherheit Syriens und der Region zu gefährden. Der IS hat sich demnach im Süden des Landes neu formiert. Jordanien grenzt dort an Syrien.

Auch das syrische Außenministerium bekräftigte, weiter entschlossen gegen die Terrororganisation zu kämpfen und sicherzustellen, dass sie nirgendwo im Land mehr sichere Rückzugsräume finde.

Syrien um Stabilisierung bemüht

Seit dem Sturz von Syriens Langzeitmachthaber Baschar al-Assad vor einem Jahr besteht in Syrien die Sorge vor einem Wiedererstarken der Terrormiliz. Die Übergangsregierung bemüht sich, das Land nach Jahren des Bürgerkriegs zu stabilisieren. Bei seinem Besuch in Washington schloss sich al-Scharaa auch selbst der Anti-IS-Koalition an, wenn auch nur politisch und nicht militärisch.

Die kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die gemeinsam mit der Anti-IS-Koalition gegen die Terrormiliz kämpfen, begrüßten die US-Angriffe. Die präzisen Schläge hätten maßgeblich dazu beigetragen, eine Neuformierung von IS-Zellen zu verhindern, erklärte das Generalkommando.

Zurzeit sind nach Angaben aus dem Pentagon etwa 1.000 US-Soldaten in Syrien stationiert. Im Frühjahr hatte Washington eine Halbierung seiner militärischen Präsenz in Syrien angekündigt. Damals waren dort noch etwa 2.000 Soldaten stationiert. Begründet wurde die Reduzierung der Truppen mit Erfolgen im Kampf gegen den IS.

Auch Australien begrüßte die jüngsten US‑Angriffe auf Syrien. Die Terrormiliz sei weltweit für unbeschreibliches Leid verantwortlich, durch ihre eigenen Taten und durch die von ihr verbreitete bösartige Ideologie, erklärte Premierminister Anthony Albanese.

Das Land war am vergangenen Wochenende von einem brutalen Terroranschlag mit 15 Toten erschüttert worden. Albanese zufolge war der Anschlag am Strand Bondi Beach in Sydney von der Ideologie des IS inspiriert. (dpa/Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })