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Zwei Männer inspizieren mit ihren Taschenlampen einen Korridor des berüchtigten Militärgefängnisses Saydnaya nördlich von Damaskus. Tausende von Insassen wurden nach dem Sturz des Regimes von Bashar al-Assad durch die Rebellen am Sonntag freigelassen, und einige hoffen, dort ihre Angehörigen zu finden.

© dpa/Hussein Malla

„Müssen auf das Schlimmste vorbereitet sein“: Syrische Aktivisten suchen weiter nach Inhaftierten in berüchtigtem Folter-Gefängnis

Zahlreiche Gegner des syrischen Machthabers al-Assad saßen in Saidnaja ein. Aktivisten konnten schon viele befreien, doch noch immer sollen Hunderte dort eingeschlossen sein.

Stand:

Nach dem Sturz des syrischen Machthabers suchen Aktivisten in einer berüchtigten Haftanstalt nach politischen Gefangenen. Mitglieder des syrischen Zivilschutzes, auch als Weißhelme bekannt, gingen in dem Militärgefängnis Saidnaja nördlich von Damaskus systematisch vor, wie der Leiter auf der Plattform X schreibt.

Spezialisten des Zivilschutzes suchten dabei unter anderem mit Hunden und Geräuschsensoren nach Geheimzellen im Keller des Gefängnisses. „Wir werden von Personen begleitet, die alle Einzelheiten des Gefängnisses kennen“, schrieb Raid Al Saleh, Leiter der Weißhelme. Bislang blieb die Suche jedoch erfolglos. „Wir arbeiten mit voller Kraft, um neue Hoffnung zu erlangen - und müssen doch auf das Schlimmste vorbereitet sein“, erklärte die Organisation.

Zahlreiche Menschen strömten zu dem berüchtigten Gefängnis, um nach teils seit Jahren inhaftierten Angehörigen zu suchen. Wie AFP-Journalisten berichteten, versammelten sich bis Montagabend tausende Menschen vor der mehrstöckigen Haftanstalt nördlich der Hauptstadt Damaskus.

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Vor Ort sagte die 65-jährige Aida Taha, sie sei auf der Suche nach ihrem 2012 verhafteten Bruder „wie eine Verrückte“ zum Saidnaja-Gefängnis gelaufen - in der Hoffnung, ihn dort zu finden. „Das Gefängnis hat drei oder vier unterirdische Stockwerke“, sagte sie. Bisher ließen sich die Türen nicht öffnen, weil die passenden Zugangscodes fehlten.

Laut Experten sollen sich immer noch hunderte, wenn nicht sogar tausende Gefangene in dem Gefängnis befinden. Die Keller sollen bis zu drei Geschosse tief unter dem Komplex verlaufen. Außerdem gibt es wohl zahlreiche versteckte Räume.

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Laut Augenzeugen wurde der Strom von fliehenden Wärtern ausgestellt und die Zugänge zu den Kellern blockiert. Retter versprechen allen ehemaligen Wärtern, die mit ihrer Ortskenntnis bei der Befreiung der Häftlinge helfen, eine Amnestie. Auch Frauen und Kinder wurden in dem Komplex, in dem sich vor allem politische Gefangene befanden, festgehalten.

In Saidnaja befindet sich auch ein Krematorium. „Es gab Leichen in den Öfen. Es war absurd, was wir miterlebt haben, und dieses Verhalten ist gegen die Menschlichkeit“, sagte Al Saleh dem Nachrichtensender Al-Dschasira. Schätzungen zufolge wurden inzwischen bis zu 50.000 Inhaftierte freigelassen. Im Gefängnis sollen insgesamt rund 150.000 Menschen inhaftiert gewesen sein, erklärte der Leiter des Zivilschutzes.

Im Zuge der Machtübernahme von islamistischen Rebellen in Syrien sind zahlreiche unter Präsident Baschar al-Assad Inhaftierte freigelassen worden. Saidnaja, eines von mehreren berüchtigten Gefängnissen, wurde wegen des brutalen Vorgehens der Wärter unter Syrern als „Schlachthaus“ bekannt.

In einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2017 heißt es, dass seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs Tausende Menschen bei Massenhinrichtungen in Saidnaja getötet wurden. Zudem seien Gefangene gefoltert worden, wobei es sich bei den Inhaftierten vor allem um oppositionelle Zivilisten gehandelt habe. (dpa)

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