
© dpa/Michael Kappeler
Größte Proteste seit Kriegsbeginn: Selenskyj kündigt neues Gesetz zu Antikorruptionsorganen an
Ein neues Gesetz soll die Unabhängigkeit von Antikorruptionsorganen beschränken. Daraufhin kommt es zu den größten Protesten seit Kriegsbeginn. Selenskyj will nun die Wogen glätten.
Stand:
Vor dem Hintergrund neuer Proteste in mehreren ukrainischen Großstädten hat Präsident Wolodymyr Selenskyj ein neues Gesetz zur Funktion von Antikorruptionsorganen angekündigt. Es werde die Antwort auf alle Sorgen der Demonstranten sein und die Unabhängigkeit der Behörden zur Korruptionsbekämpfung gewährleisten, versprach er in seiner am Abend veröffentlichten Videobotschaft. Der Staatschef warf den Instituten erneut „russischen Einfluss“ vor. Das neue Gesetz werde das verhindern. Details nannte Selenskyj allerdings nicht.
Tags zuvor hatte das Parlament in Kiew im Eiltempo Gesetznormen beschlossen, welche das 2015 geschaffene Nationale Antikorruptionsbüro (NABU) und die Spezialisierte Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAP) weitgehend der Generalstaatsanwaltschaft unterstellen.
Spontan protestierten in mehreren Großstädten Tausende vor allem junge Menschen gegen die Novelle und forderten ein Veto des Präsidenten. Dieser unterzeichnete das Gesetz noch am Abend und es trat nach der Veröffentlichung sofort in Kraft.
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew gingen derweil am Mittwochabend erneut tausende Menschen aus Protest auf die Straßen. Die Demonstranten, darunter viele junge Leute, forderten abermals ein Veto gegen das Gesetz, wie AFP-Reporter aus Kiew berichteten.
Nach dem prowestlichen Umsturz in der Ukraine 2014 wurde mithilfe der USA und der EU ein System von Organen geschaffen, das vor allem die Korruption bei hochrangigen Politikern und in der Verwaltung bekämpfen sollte. Das osteuropäische Land gehört der Nichtregierungsorganisation Transparency International zufolge dennoch zu den korruptesten Staaten Europas. (dpa, AFP)
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