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Nahost: Waffenruhe in Kraft - so sieht der Fahrplan Nahost jetzt aus
Im Gazastreifen schweigen die Waffen. In Kürze sollen alle Geiseln freikommen und palästinensische Gefangene aus der Haft in Israel entlassen werden. Was passiert darüber hinaus als Nächstes?
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Tel Aviv (Gaza) - Im Gaza-Krieg ist eine Waffenruhe in Kraft getreten, und ein Besuch von US-Präsident Donald Trump in der Region steht am Montag bevor. Die israelischen Truppen haben sich Armeeangaben zufolge zu den vereinbarten Demarkationslinien zurückgezogen, kontrollieren aber weiterhin mehr als die Hälfte des Gazastreifens. So geht es nun weiter:
- Eine 72 Stunden lange Frist zur Freilassung der Geiseln läuft am Montagmittag ab. Aus Kreisen der Hamas hieß es, die Terrororganisation werde alle lebenden und möglichst auch die toten Geiseln bis spätestens Montagmorgen 5.00 Uhr MESZ übergeben. Nach israelischen Berichten könnte dies bereits vorher geschehen. Die Rückkehr soll vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz ohne öffentliche Zeremonie und ohne Medienvertreter organisiert werden. Nach Treffen mit Angehörigen und einer ersten ärztlichen Untersuchung im Militärlager Reim am Rande des Gazastreifens werden die Freigelassenen dann voraussichtlich in Krankenhäuser geflogen.
- Israel soll im Gegenzug laut Trumps Friedensplan rund 250 wegen schwerer Straftaten zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Häftlinge und etwa 1.700 weitere Palästinenser freilassen, die nach dem Massaker am 7. Oktober 2023 inhaftiert wurden. Nach israelischen Medienberichten veröffentlichte das Justizministerium eine Namensliste der 250 Palästinenser, von denen viele an tödlichen Anschlägen auf Israelis beteiligt waren. Bis zuletzt herrschte den Berichten zufolge aber Uneinigkeit zwischen Israel und der Hamas über Namen auf der Liste.
- Im Rahmen der Vereinbarung werden die Hilfslieferungen in den Gazastreifen ausgeweitet - nach Angaben beider Seiten fahren in der ersten Phase rund 600 Lkw mit humanitärer Hilfe pro Tag ein. Zuletzt kamen nach Angaben der für Palästinenserangelegenheiten zuständigen israelischen Behörde Cogat täglich im Schnitt rund 300 Lastwagen mit Hilfslieferungen, in den Wochen zuvor waren es rund 200.
- Voraussichtlich bis Dienstag soll der Grenzübergang Rafah nach Ägypten wieder für den zivilen Personenverkehr oder für den Transport von Verwundeten geöffnet werden. Auch die Rückkehr von vertriebenen Palästinensern sollte dann wieder möglich sein.
- In einer zweiten Verhandlungsphase sollen dann weitere Streitpunkte geklärt werden, mit dem Ziel, den Krieg vollständig zu beenden. So sollen sich die israelischen Soldaten weiter aus dem Gazastreifen zurückziehen und von ihnen gehaltene Gebiete an eine internationale Stabilisierungstruppe, die für Sicherheit sorgen soll, übergeben werden. Der Plan sieht auch eine Entwaffnung der Hamas vor. Das lehnt die Terrororganisation bislang ab. Sollte es in der Frage keine Einigung geben, könnte der Krieg wieder ausbrechen.
- Die USA planen, ein Kontrollzentrum zur Überwachung des Abkommens einzurichten. Sie haben dafür einem Bericht zufolge bereits Soldaten nach Israel geschickt. Der Sender ABC meldete unter Berufung auf zwei US-Regierungsvertreter, US-Soldaten seien bereits in Israel eingetroffen. Zuvor hatte das Weiße Haus mitgeteilt, dafür 200 Soldaten entsenden zu wollen. Sie werden demnach nicht im Gazastreifen selbst eingesetzt. Auch andere Staaten, darunter Ägypten, Katar und die Türkei, sollen bei dem Kontrollzentrum mitwirken.
- US-Präsident Trump wird am Montagmorgen in Israel erwartet. Er ist eingeladen worden, vor dem israelischen Parlament, der Knesset, eine Rede zu halten. Trump könnte auch bei der Freilassung der Geiseln vor Ort sein. Er will anschließend nach Ägypten reisen, um dort am Nachmittag an einer offiziellen Zeremonie anlässlich der mühsam errungenen Einigung teilzunehmen. An dem Spitzentreffen von gut 20 Staats- und Regierungschefs nimmt auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) teil.
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