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Niederlande: Jung und positiv: Jetten könnte Regierungschef werden
Die Niederlande haben gewählt – und der linksliberale Rob Jetten fährt mit seiner Partei D66 große Gewinne ein. Der 38-Jährige ist voller Elan und hat ein großes Vorbild.
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Ein Generationenwechsel steht an in den Niederlanden: Der 38 Jahre alte Linksliberale Rob Jetten hat beste Aussichten, neuer Regierungschef zu werden – der jüngste in der Geschichte des Landes. Mit Elan und Optimismus hat er seiner Partei, der linksliberalen D66, zu großem Stimmenzuwachs verholfen.
„Wir müssen zusammenarbeiten und in die Zukunft schauen“, das ist Jettens Botschaft – und die kam an. „Millionen Niederländer haben sich heute von einer Politik des Negativismus, des Hasses und des endlosen "Das geht nicht" verabschiedet“, sagte er strahlend am Wahlabend. „Millionen Niederländer haben sich heute für die positiven Kräfte und für eine Politik entschieden, in der wir wieder gemeinsam nach vorn blicken.“
Der Anti-Wilders
Jetten stellte sich im Wahlkampf ganz bewusst als der „Anti-Wilders“ dar – als Gegenpol zum Rechtspopulisten Geert Wilders, der seit über 20 Jahren die politische Bühne des Landes beherrscht und dessen Anti-Islam-Partei nun große Verluste erlitt.
Für Jetten ist der Erfolg seiner Partei D66 auch ein „Sieg über den Hass“ von Wilders und gegen die Polarisierung. Im Wahlkampf hatte der junge Jetten den 62 Jahre alten Wilders in den TV-Debatten auch rhetorisch mühelos überflügelt.
Jetten scheute sich allerdings auch nicht davor, nationale Töne anzuschlagen. So posierte er im Wahlkampf vor einer großen niederländischen Flagge, die er von den radikal-rechten Kräften „zurückerobern“ wollte, wie er sagte.
Bei seinem Erfolg hat dem Politiker sicher auch seine Teilnahme an dem populären TV-Quiz „De slimste mens“ („Der klügste Mensch“) geholfen. Das war zwar vor dem Bruch der Koalition aufgezeichnet worden, doch ausgestrahlt wurde es während des Wahlkampfes – und Jetten erreichte darin das Finale.
Für Europa und Klimaschutz
Der proeuropäische Jetten hat viel Erfahrung in Den Haag. Er wurde 2017 erstmals ins Parlament gewählt und bereits ein Jahr später der jüngste Fraktionsvorsitzende seiner Partei. 2022 wurde er Klimaminister. Als die Regierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Mark Rutte 2023 platzte, kehrte Jetten zurück in die Opposition.
Nun könnte er der erste offen homosexuelle Regierungschef des Landes werden. Jetten ist mit dem argentinischen Profi-Feldhockeyspieler Nicolás Keenan verlobt, sie wollen bald heiraten. Auch in den angeblich toleranten Niederlanden sei das nicht selbstverständlich, sagt Jetten. Vor einigen Jahren demonstrierte er das, als er homophobe Nachrichten öffentlich machte, die er erhalten hatte.
„Yes we can“
Beobachter ziehen bereits eine Parallele zwischen Jetten und dem jungen Mark Rutte, dem heutigen Nato-Generalsekretär, der zwölf Jahre lang Regierungschef der Niederlande war. Auch der rechtsliberale VVD-Politiker war bekannt für seine positive Ausstrahlung, sein Lächeln und eine unerschöpfliche Energie.
Jetten selbst stellt sich in eine Reihe mit einem anderen Politiker mit positiver Botschaft und Redetalent: dem früheren US-Präsidenten Barack Obama. Frei nach dessen Botschaft „Yes we can“ lautet Jettens Slogan „Es geht doch“.
In einer früheren Version des Artikels hieß es, Jettens Partner Nicolás Keenan sei Eishockeyspieler. Das wurde korrigiert - Keenan ist Feldhockeyspieler.
© dpa-infocom, dpa:251030-930-228111/2
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