
© dpa/Fernando Vergara
Nominierte teils höchst umstritten: Friedensnobelpreis vergeben in diesen Zeiten? Besser nicht!
Hat irgendwer dieses Jahr so viel zum Frieden in der Welt beigetragen, dass es nobelpreiswürdig wäre? Nein, angemessen wäre es deshalb, den Preis gar nicht zu vergeben.

Stand:
Der Friedensnobelpreis wird wohl heute verkündet – leider. Denn es wäre ein angemessenes Zeichen, wenn das noble Gremium in diesem Jahr keinen Preis vergeben wollte. So unfriedlich, wie die Zeiten weltweit sind.
Das fünfköpfige norwegische Komitee könnte das; denn es ist in seiner Entscheidung vollkommen unabhängig. Kein Einfluss von außen kann es bestimmen, es darf sich ganz von seinen Einsichten leiten lassen.
Mehr noch: Die Entscheidungen müssen auch nicht gerechtfertigt werden, und wären sie vorher strittig gewesen. Protokolliert wird außerdem nicht. Das alles erhöht die Entscheidungsfreiheit.
Das Komitee nimmt in den der Vergabe folgenden Diskussionen auch nie Stellung zur Entscheidung. Und warum nicht? Weil ein Preis nicht zurückgenommen werden kann; die Entscheidung ist nicht anfechtbar.
Obwohl es immer wieder Gründe und Gelegenheiten für Empörung gab. Dass Mahatma Gandhi diesen Preis nie erhielt, dafür aber Henry Kissinger oder später Barack Obama, auch PLO-Chef Jassir Arafat – die Vergabe wurde und wird schnell zum Politikum. Im Positiven wie im Negativen. Willy Brandt, Nobelpreis 1971, ist so ein Fall.
Es wird nicht selten nach der Verkündung hart gerechtet. Schnell streiten sich die Geister. Das ist auch jetzt zu befürchten.
Höchst umstrittene Nominierte
Nach Maßgabe des Stifters Alfred Nobel soll der Preis ja an denjenigen vergeben werden, „der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt“ und damit „im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht“ hat. Wer hat das schon?
Die Frage ist berechtigt, ob aktuell irgendjemand im Blick auf die Anforderungen so viel zum Frieden beigetragen hat, dass es nobelpreiswürdig wäre. Die Antwort lautet da schlicht: nein.
Unter denen, die ihn bekommen könnten, sind vor dem Hintergrund höchst Umstrittene. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Beispiel, oder Generalsekretär Antonio Guterres von den Vereinten Nationen, das Palästinenserhilfswerk UNRWA.
Deshalb kann man es mit Dan Smith, dem Friedensforscher, halten. Der hat vor kurzem erklärt: „Ich sehe so viel Konflikt, Feindseligkeit und Konfrontation in der Welt, dass ich mich frage, ob man den Preis in diesem Jahr nicht zurückhalten sollte.“
Am besten schon. Um des Friedens willen.
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