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Admiral Alvin Holsey nimmt an der Zeremonie zur Übergabe des Kommandos des US-Südkommandos im Southcom-Hauptquartier in Doral, Florida, teil.

© REUTERS/MARCO BELLO

Offenbar auf Druck von Hegseth: Verantwortlicher US-Admiral für Lateinamerika tritt zurück

Admiral Alvin Holsey verlässt das US-Südkommando vorzeitig. Er soll an der Rechtmäßigkeit der US-Angriffe auf angebliche Drogenschmuggler gezweifelt haben.

Stand:

Admiral Alvin Holsey, bisheriger Befehlshaber des US-Südkommandos (Southcom), hat am Freitag (Ortszeit) offiziell seinen Posten geräumt und das Kommando an Generalmajor der Luftwaffe Evan Pettus übergeben. Holsey hatte den Schritt bereits im Oktober angekündigtzwei Jahre früher als ursprünglich geplant.

Nach Informationen von Reuters wurde Holsey von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth zum Rücktritt gedrängt. Hegseth sei unzufrieden mit dem Südkommando und wolle den Einsatz des US-Militärs in der Region südlich der USA ausweiten.

Holsey hatte laut Medienberichten Zweifel an der Rechtmäßigkeit der US-Angriffe auf Boote mutmaßlicher Drogenschmuggler in der Karibik und im Ostpazifik mit inzwischen mindestens 87 Toten geäußert. Er selbst hat einen Zusammenhang seines Rücktritts mit den Einsätzen in der Karibik öffentlich jedoch bestritten. Bei seiner Abschiedszeremonie betonte er, die USA müssten an der Seite „gleichgesinnter Nationen stehen, die unsere Werte teilen – Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte“.

Hegseth steht unter Druck

Unterdessen steht Verteidigungsminister Hegseth wegen des ersten Angriffs auf ein angebliches Drogenboot unter Druck: Das US-Militär hatte am 2. September ein Boot in der Karibik angegriffen, auf dem angeblich Drogen geschmuggelt wurden. Wenig später ordneten die Streitkräfte Berichten zufolge eine zweite Attacke an, um zwei überlebende Männer zu töten, die sich laut „Washington Post“ an das Wrack geklammert hatten und keine unmittelbare Bedrohung darstellten. 

Der scheidende Kommandeur des US-Südkommandos, Admiral Alvin Holsey (links), und Generalleutnant Evan Pettus (rechts) salutieren während der Zeremonie zur Amtsübergabe und Verabschiedung von Holsey im Southcom-Hauptquartier in Doral, Florida, am 12. Dezember 2025.

© AFP/EVA MARIE UZCATEGUI

Diese zweite Attacke könnte nach Einschätzung von Experten gegen das Völkerrecht verstoßen haben. Hegseth bestritt eine direkte Verantwortung für den zweiten Angriff. Er habe den ersten Angriff Anfang September live verfolgt, sei dann aber zu einem anderen Termin gegangen, sagte er. „Ich habe persönlich keine Überlebenden gesehen.“ Er habe erst Stunden später erfahren, dass Admiral Frank M. Bradley die Entscheidung getroffen habe, „zu der er voll und ganz befugt war“. Politische Beobachter befürchten laut dpa, dass Bradley in der Affäre als Sündenbock herhalten könnte.

Admiral Bradley sagte Anfang Dezember vor für Militärfragen zuständigen Kongressmitgliedern aus, keinen Befehl erhalten zu haben, „alle zu töten“. Das berichteten der republikanische Senator Tom Cotton und der demokratische Abgeordnete Jim Himes nach der Anhörung Reportern.

Cotton verteidigte den zweiten Angriff mit der Begründung, die Überlebenden hätten weiter mit Drogen geschmuggelt – Beweise dafür gibt es allerdings nicht. Himes bezeichnete das Videomaterial als „eines der beunruhigendsten Dinge, die ich in meiner Zeit im öffentlichen Dienst erlebt habe.“

Die US-Regierung rechtfertigt die Einsätze damit, sich in einem „Krieg mit narkoterroristischen Gruppen aus Venezuela“ zu befinden. Hegseth schrieb, das Militär werde die Kartelle aufspüren, sie töten und ihre Netzwerke zerschlagen.

Militärischer Druck bleibt hoch

Den militärischen Druck halten die USA unvermindert aufrecht. Nach Auswertungen der Flugtracking-Webseite Flightradar24 überflogen diese Woche mindestens zwei Kampfjets vom Typ F/A-18 den Golf von Venezuela und näherten sich der Küste bis auf rund 35 Kilometer, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Zudem setzten die USA in dem Gebiet Überwachungsdrohnen ein. Am Mittwoch beschlagnahmten die USA vor der Küste Venezuelas einen Öltanker, der offenbar mit Sanktionen belegt war.

Hintergrund ist das Ziel von US-Präsident Donald Trump, die Monroe-Doktrin aus dem 19. Jahrhundert wiederzubeleben, die die westliche Hemisphäre zur Einflusszone Washingtons erklärt. Hinweis auf diesen Kurswechsel ist das Zusammenziehen starker Marineverbände in der Karibik.

Holseys Abgang ist der jüngste in einer Reihe von Austritten hochrangiger Offiziere, seit Hegseth das Pentagon leitet. Die Spannungen zwischen den USA und Venezuela haben sich in den vergangenen Monaten deutlich verschärft. (Tsp/Reuters/AFP)

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