
© IMAGO/Steinsiek.ch/IMAGO/Luka Kolanovic
Präsidentschaftswahlen in Kroatien: Amtsinhaber Milanovic gewinnt erste Runde klar – muss aber in die Stichwahl
Milanovic erhielt 49,2 Prozent der Stimmen, sein Herausforderer Primorac nur 19,4 Prozent. Nun gibt es in zwei Wochen eine weitere Wahlrunde. Die Beteiligung war sehr niedrig.
Stand:
Der kroatische Präsident Zoran Milanovic hat seine Wiederwahl in der ersten Runde knapp verpasst und muss in zwei Wochen in einer Stichwahl gegen seinen konservativen Herausforderer Dragan Primorac antreten.
Milanovic erhielt bei der Wahl am Sonntag 49,2 Prozent der Stimmen, Primorac erhielt 19,4 Prozent, wie die Wahlbehörde am Abend nach Auszählung nahezu aller Wahlbüros mitteilte. Eine erste Prognose des Senders HRT hatte Milanovic zuvor noch als Sieger in der ersten Runde gesehen.
Neben Milanovic und Primorac kandidierten sechs weitere Personen für das höchste Staatsamt, unter ihnen drei Frauen. Marija Selak-Raspudic, eine unabhängige rechte Politikerin, und Ivana Kekin von der grün-linken Partei Mozemo lagen den ersten Teilergebnissen zufolge bei jeweils acht Prozent der Stimmen.
Wahlbeteiligung sehr niedrig
Milanovic kommt aus der Sozialdemokratischen Partei (SDP) und war von 2011 bis 2016 Ministerpräsident des Landes, das 2013 der EU beitrat. Als Präsident schlug er bald eine populistische Rhetorik an, wodurch er nicht nur seine linke Stammwählerschaft, sondern auch rechte und ultra-rechte Wähler anspricht. Sein Widersacher Primorac wird von der konservativen Regierungspartei HDZ unterstützt.
Die Beteiligung an der Präsidentschaftswahl war offenbar deutlich niedriger als bei der Parlamentswahl im April. Offiziellen Zahlen zufolge hatten bis 16.30 Uhr, zweieinhalb Stunden vor Schließung der Wahllokale, lediglich 39 Prozent der Berechtigten ihre Stimme abgegeben. Bei der Parlamentswahl waren es zu diesem Zeitpunkt mehr als 50 Prozent gewesen. Ein Grund für die niedrige Beteiligung könnte der Wahltermin zwischen Weihnachten und Neujahr sein, viele Kroaten sind zu dieser Zeit verreist.
Regierungschef wirft Präsidenten „pro-russische“ Ansichten vor
Das EU-Land Kroatien mit seinen 3,8 Millionen Einwohnern kämpft derzeit mit einer hohen Inflation, mit weit verbreiteter Korruption und einem Arbeitskräftemangel.
Für Experten war der Wahlkampf vor allem eine Fortsetzung der Fehde zwischen Staatschef Milanovic und HDZ-Regierungschef Andrej Plenkovic. Dieser hatte dem Präsidenten nach dessen Kritik an der Haltung der EU zum Ukraine-Krieg vorgeworfen, „pro-russische Ansichten“ zu vertreten und die Glaubwürdigkeit Kroatiens in der Nato und der EU zu beschädigen.
In Kroatien hat der Präsident vor allem repräsentative Aufgaben, ist aber auch der Oberbefehlshaber der Armee und vertritt das Land auf internationaler Ebene. Viele Kroaten betrachten den Staatschef zudem als Garanten für Stabilität und ein reibungsloses Funktionieren der Institutionen sowie als wichtiges politisches Gegengewicht zum Regierungschef. (dpa, AFP)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: