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Seit Jahrzehnten umkämpft: Armenien ist bereit, Bergkarabach als Teil Aserbaidschans anzuerkennen
Der ausgehandelte Waffenstillstand in der Region Bergkarabach ist brüchig. Bis zuletzt kam es immer wieder zu Gefechten – das könnte sich bald ändern.
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Die Ex-Sowjetrepublik Armenien ist laut der Regierung bereit, unter bestimmten Umständen die seit Jahrzehnten umkämpfte Region Bergkarabach als Teil des benachbarten Aserbaidschans anzuerkennen.
Zu den 86.6000 Quadratkilometern, die Eriwan als aserbaidschanisches Territorium anerkannt habe, gehöre auch Bergkarabach, sagte Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan auf einer Pressekonferenz am Montag. Die Frage der Rechte und Sicherheit der armenischen Bevölkerung in Bergkarabach müsse im Format zwischen Baku und der Hauptstadt Bergkarabachs, Stepanakert, besprochen werden, fügte er hinzu.
Aserbaidschan und Armenien liefern sich seit Jahrzehnten einen Konflikt um Bergkarabach. In den 1990er Jahren konnte sich die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region in einem blutigen Bürgerkrieg von Aserbaidschan lösen. 2020 holte Baku nach neuen Kämpfen über ein Waffenstillstandsabkommen die Kontrolle über einen Teil des Gebiets zurück. Eine russische Friedenstruppe soll die Einhaltung des Abkommens überwachen.
Der Waffenstillstand ist allerdings brüchig. Bis zuletzt kam es immer wieder zu Gefechten zwischen beiden Seiten. Die Kämpfe weiteten sich auch auf andere Grenzgebiete Armeniens und Aserbaidschans aus.
In dem Zusammenhang übte Paschinjan auch Kritik an dem von Russland dominierten Militärbündnis Organisation des Vertrags für kollektive Sicherheit (OVKS). Dieser erfülle seine Schutzfunktion gegenüber Armenien nicht, deutete der Regierungschef an. Aus diesem Grund habe er nun auch eine EU-Beobachtermission in die Konfliktregion eingeladen und keine OVKS-Beobachter, sagte er.
Die armenische Regierung gilt als schwer angeschlagen durch die Niederlage im Krieg gegen den Nachbarn Aserbaidschan. Viele Armenier empfinden die Bedingungen des Waffenstillstands, in dem Eriwan auf Teile Bergkarabachs verzichtete, als erniedrigend. Eine völlige Aufgabe der Region dürfte Beobachtern zufolge neue Unruhen in Armenien hervorrufen. (dpa)
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