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Soldaten nach der Räumung des Camps der Bolsonaro-Anhänger.

© AFP / MAURO PIMENTEL / AFP

Sturm auf Regierungsviertel in Brasilien: Mütter und Alte nach Krawallen wieder auf freiem Fuß

Nach dem Angriff auf Regierungsgebäude war das Camp der Bolsonaro-Anhänger geräumt worden. Dort erfolgten die Festnahmen. Derweil werden mehr Polizisten nach Brasilia verlegt.

Nach dem Sturm radikaler Anhänger des früheren brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro auf das Regierungsviertel in Brasília und der Räumung eines Protestcamps sind Mütter von kleinen Kindern und ältere Menschen wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Die Bundespolizei ließ sie der Nacht auf Dienstag (Ortstzeit) in zwei Bussen wegfahren, wie das Nachrichtenportal „G1“ berichtete. Sie waren am Montag in einem Zeltlager von Bolsonaro-Unterstützern vor dem Militärhauptquartier festgenommen worden.

Am Montag war das Camp geräumt worden. Die Polizei nahm rund 1200 Bolsonaro-Unterstützer fest und brachte sie zur Akademie der Bundespolizei, um ihre Personalien festzustellen. Nach einer Vernehmung sollte entschieden werden, ob sie freigelassen oder in Untersuchungshaft genommen werden, teilte Justizminister Flávio Dino mit. Direkt beim Angriff auf das Regierungsviertel waren bereits 300 Menschen festgenommen worden.

Am Sonntag hatten aufgebrachte Bolsonaro-Anhänger den Kongress, den Obersten Gerichtshof und den Regierungssitz Palácio do Planalto gestürmt und in den Gebäuden erhebliche Schäden angerichtet. Erst nach Stunden brachten die Sicherheitskräfte die Lage wieder unter Kontrolle. Die Demonstranten hatten sich zuvor an dem Zeltlager vor dem Militärhauptquartier gesammelt und waren dann in das Regierungsviertel gezogen.

Nach dem Angriff gingen Tausende Brasilianer für die Verteidigung der Demokratie auf die Straße. Die Demonstranten in den Millionenmetropolen São Paulo und Rio de Janeiro sowie in anderen Städten des südamerikanischen Landes forderten harte Konsequenzen für die Täter, wie das brasilianische Nachrichtenportal „G1“ am Montagabend berichtete. Demnach trugen die Demonstranten Plakate mit Aufschriften wie „Keine Amnestie und kein Verzeihen. Wir wollen Bolsonaro im Gefängnis“.

Mehr als 600 zusätzliche Polizisten für Brasilia

Derweil werden über 600 zusätzliche Polizisten aus anderen Teilen des Landes in die Hauptstadt verlegt. Die Beamten werden aus 15 Bundesstaaten in den Bundesdistrikt entsandt, wie die Zeitung „Folha de S. Paulo“ am Dienstag berichtete.

Bei dem Angriff hatten die Polizisten vor Ort überfordert gewirkt, einige schienen mit den Angreifern sogar zu sympathisieren. Erst nach Stunden brachten die Sicherheitskräfte die Lage wieder unter Kontrolle. Der Sicherheitschef von Brasília wurde umgehend entlassen, die öffentliche Sicherheit in Brasília per Dekret unter Bundesaufsicht gestellt.

In der Hauptstadt war am Dienstag weitestgehend wieder Ruhe eingekehrt. Nach der Räumung eines Protestcamps von Bolsonaro-Anhängern vor dem Militärhauptquartier wurden rund 60 Tonnen Müll abgeräumt. Der Verkehr wurde wieder freigegeben.

Der rechte Präsident Bolsonaro war im vergangenen Oktober dem Linkspolitiker Luiz Inácio Lula da Silva in der Stichwahl unterlegen und zum Jahreswechsel aus dem Amt geschieden. Bereits vor der Wahl hatte er immer wieder Zweifel am Wahlsystem gestreut. Beweise dafür legte er allerdings nie vor. Auch nach der Abstimmung erkannte er seine Niederlage nie ausdrücklich an. Seine Anhänger blockierten immer wieder Landstraßen, kampierten vor Kasernen und forderten eine Militärintervention zugunsten des abgewählten Staatschefs. (dpa)

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